„Wir sind auch nur zu Besuch hier“

Viele Menschen haben nur über die Fernsehserie „Meister Eder und sein Pumuckl“ eine gewisse Vorstellung von einer Tischlerei. Oder sie haben über die „Sendung mit der Maus“ das traditionsreiche Handwerk kennengelernt.

Ganz anders war es bei Felix und Luk Rowohlt. Ihr Vater führt eine Tischlerei und so gehörte für die insgesamt vier Brüder der Duft des frisch bearbeiteten Holzes zu den ersten und unauslöschlichen Kindheitserinnerungen.

Zum Beruf hat dennoch nur der Jüngste, Luk, seine Leidenschaft für das natürliche Material gemacht. Er ist inzwischen Geselle und besucht ab Sommer die Meisterschule für das Tischlerhandwerk.

„Ich hatte schon als kleiner Junge eine Faszination für Holz“, sagt Luk. Der Geruch, die Optik, die Rauheit – alles vertraut, alles passt zusammen. So wird er den väterlichen Betrieb im Bremer Umland eines Tages übernehmen und weiterführen. Ein kreatives Nebenhandwerk betreibt er schon jetzt. Und dabei kommen auch die Brüder wieder ins Spiel. Denn auch wenn die drei Älteren Rowohlt-Söhne Felix, Finn und Armin beruflich andere Wege gegangen sind, so verbindet alle die große Freude am Umgang mit Säge, Holz und Leim. Letztes Jahr haben sie unter dem Namen „Rowooden“ – ein Zusammenspiel des Nachnamens und „hölzern“, auf englisch „wooden“ – ihre eigene Marke gegründet.

Ich hatte schon als kleiner Junge eine Faszination für Holz.

Luk Rowohlt
Ein Ort vieler kreativer Ideen: Die Holzwerkstatt der Rohwolts.

Altes Handwerk – Neue Ideen

Die Brüder sind alle kreativ und so sind bei gemeinsamen Unternehmungen auch immer viele Ideen entstanden. „Wenn man eine Holzwerkstatt in der Familie hat, kann man diese Ideen natürlich auch umsetzen“, berichtet Felix, der ansonsten als Kaufmann tätig ist.

Gedacht – gemacht: per Kurznachricht werden am Wochenende die Brüder aktiviert: „Ich hab‘ Material besorgt – treffen wir uns?“ schreibt Felix an seine Brüder. „Klar – in 30 Minuten in der Werkstatt“, kommen die Antworten und dann legen sie los.

Das erste Ergebnis: edle Schneidebretter mit Schachbrettmuster oder anderen spannenden Maserungen und Verarbeitungen. „Die machen wir total gern und sie kommen gut an.“ So ein Brett ist eine hochwertige Handarbeit und die Qualität bedeutet eine lange Lebensdauer. Bei regem Gebrauch kann die Oberfläche einfach irgendwann einmal nachgeschliffen werden. Neben Eiche kommen verschiedene Hölzer zum Einsatz, beispielsweise Zirbe und Esche. Nachhaltigkeit ist auch hier ein wichtiges Anliegen in der Holzverarbeitung. „Das ist schon etwas anderes, als sich jedes Jahr ein billiges, neues Kunststoffbrett zu kaufen.“

„Ausprobieren, scheitern, verbessern, perfektionieren“, beschreiben die Brüder ihren Arbeitsprozess. Bei den Brettern sind sie inzwischen Profis, fertigen auf Bestellung über Instagram. Der Trend geht glücklicherweise wieder zu Qualität, zur Klasse, zu „made with love“ – gemacht mit viel Liebe zum Material und zum Detail.

Edle Verbindung: Kunstharz trifft auf Holz.
Optische Finesse: Ein Holzbrett in Maueroptik.

Mit Kunstharz besondere Unikate schaffen

„Holz ist ein fantastisches Material. So langlebig, so vielseitig, so schön und wertvoll“, erzählt Felix. „Natürlich haben wir tausende Ideen, man muss nur mal durch den Wald spazieren gehen. Was für den einen ein abgeknickter Ast ist, ist für uns ein wunderbares Ausgangsmaterial und Inspirationsquelle.“ Viel Zeit und auch Spaß bereitet ihnen eine weitere kreative Spezialität. Das Verbinden von Holz und farbigem Kunstharz. Daraus entstehen Wandobjekte, Untersetzer, Tischplatten „und wer weiß, was wir noch damit anstellen“, lacht Luk.

Natürlich haben wir tausende Ideen, man muss nur mal durch den Wald spazieren gehen. Was für den einen ein abgeknickter Ast ist, ist für uns ein wunderbares Ausgangsmaterial und Inspirationsquelle.

Felix Rowohlt
Wo gehobelt wird, entstehen außergewöhnliche Unikate.

Leidenschaft fürs Handwerk

Begeistert haben sie schon die ganze Familie, die Tischlerei gehört für alle fest dazu. „Wir fertigen aus Holz alles, was das Herz begehrt“, steht über dem Eingang, in dem der Vater und Firmengründer Hartmut Rowohlt lehnt. Er unterstützt seine Söhne bei ihren kreativen Ideen. Dass es nicht alle seine Söhne an die Kreissäge gezogen hat, sieht er realistisch. „Tischlern ist ein Knochenjob. Das ist harte körperliche Arbeit und je nach Auftragslage muss auch mal das eine oder andere Wochenende geopfert werden.“ Doch Handwerksberufe haben einen entscheidenden Vorteil. Es entstehen Dinge, Treppen, Möbel, ganze Häuser. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man eine Küche nach Kundenwunsch maßgefertigt hat oder einen ätherisch duftenden Holzboden verlegt hat und Kunden sich auch nach vielen Jahren für die gute Arbeit bei dir bedanken“, weiß der Vater, der seinen Kirchlintelner Betrieb 1988 gegründet hat. Und dann ist da natürlich das Holz selbst: ein seit Jahrtausenden bewährter Baustoff. Einzigartig ist jeder Stamm. Holz hat Geschichte und aus Holz gefertigtes überlebt Generationen.

Die schöne alte Eiche vor dem Haus erinnert Felix täglich: „Wir sind hier nur für einige Zeit zu Besuch. Die Bäume hier haben viele Familiengeschichten begleitet und werden auch nach uns noch hier sein. So wünschen wir uns das auch mit unseren Holzarbeiten.“