Zum Lebensabend an die Küste

Zum Start ins Rentenalter noch einmal ganz von vorne beginnen? Für viele undenkbar. Nicht so für Gabriele und Uwe Gase. Erst im April 2019 zogen die beiden Rentner von Münster nach Bremerhaven – in eine großzügige Drei-Zimmer-Wohnung, maritim dekoriert.

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An der Wohnungstür im zweiten Obergeschoss des Acht-Parteien-Hauses empfangen uns der Duft von frisch gebackenem Kuchen und heißem Kaffee sowie das herzliche Lächeln unserer Gastgeber: Gabriele und Uwe Gase, seit gut einem Jahr überzeugte Bremerhavener.

Lieblingsstücke – wohin das Auge blickt
Vom kleinen Flur geht es direkt in den hellen, großzügigen Wohnbereich. Links herum befindet sich ein kleiner Essplatz, vis-à-vis zur praktisch eingerichteten Küche. Rechts herum führt der Weg ins Wohnzimmer, optisch getrennt durch ein deckenhohes, weißes Regal, das zugleich als überdimensionaler Setzkasten dient. Jedes Fach ist dekoriert mit bunten Römergläsern aus geschliffenem Bleikristall, einzelnen Bierkrügen und verschiedenen Tierfiguren aus Keramik.

Jedes Möbelstück, jedes Bild, jede noch so kleine Figur ist Teil unseres Lebens und verbunden mit jeder Menge wertvoller Erinnerungen, von denen wir keine missen wollen.

Uwe Gase

Ein Lieblingsstück? Gibt es nicht! Uwe Gase: „Jedes Möbelstück, jedes Bild, jede noch so kleine Figur ist Teil unseres Lebens und verbunden mit jeder Menge wertvoller Erinnerungen, von denen wir keine missen wollen. Im Gegenteil – wir sind bereit für mehr und freuen uns auf das Sammeln noch vieler gemeinsamer Erinnerungen.“

Die Chancen dafür stehen gut, denn nach beinahe 28 Jahren im nordrhein-westfälischen Münster wagten die Gases den Aufbruch in ein neues Leben.

Wie alles begann? Auf Besuch bei ihrem Jüngsten, der vor rund sechs Jahren in der Seestadt eine Stelle als Lehrer antrat, verguckten sich die beiden Hals über Kopf in Land und Leute und träumten von nun an von einem Leben an der Küste.

Lebensmotto: „Glück ist das Ergebnis deiner Taten“

Grüner Daumen inklusive: Der üppig begrünte Balkon ist Uwe Gases ganzer Stolz.
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Auch nach 43 Ehejahren noch verliebt wie am ersten Tag: Gabriele und Uwe Gase.
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Herzstück der Wohnung ist der große, helle Wohnraum.
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Als nach Uwe auch Gabriele Gase im Sommer 2018 in Rente ging, hieß es endlich „Butter bei die Fische“. Die anschließende Wohnungssuche: ein Kinderspiel. Uwe Gase: „Wir suchten nicht nach irgendwelchen vier Wänden, sondern nach einem Zuhause für den Lebensabend, nach einer schönen, altersgerechten Wohnung in einer ruhigen Hausgemeinschaft. Und genau die fanden wir mithilfe der GEWOBA. Bei der Besichtigung unserer aktuellen Wohnung hat es praktisch sofort „klick“ gemacht.“

Schon damals ein Hingucker: eine gläserne Doppeltür, die – nach Art einer Loggia – einen kleinen Erker vom Rest des Wohnraums trennt. „Gestatten, unsere ‚Chill-Lounge‘! Von hier aus beobachten wir gespannt die zahlreichen Beinahe-Unfälle auf der Straße vor dem Haus, am liebsten bei einem Wassereis – tatsächlich unser einziges Laster“, scherzt Uwe Gase.

Aus Liebe zur Seestadt
Und so sitzen die beiden hier gern in ihrem Sonnenzimmer mit Möbeln aus hellem Korbgeflecht, flankiert von einer künstlichen Palme und umgeben von unzähligen Dekostücken, darunter hölzerne Zweimaster, Leuchttürme, Seehunde, Möwen und sogar ein paar bunten Papageien. Die Erinnerungsstücke eines echten Seebären? „Nein“, lacht Uwe Gase, „aber das Zeichen echter Liebe für unsere neue Heimat Bremerhaven.“

Mittlerweile sind die beiden seit gut 15 Monaten Teil der Hausgemeinschaft. Und zugleich wirkt es so, als hätten sie nie woanders gelebt; innerhalb kürzester Zeit haben die Gases den rund 80 Quadratmetern Leben eingehaucht und alle Wohnbereiche liebevoll dekoriert.

Lieblingsplatz Nummer Eins: Die kleine „Loggia“.
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Sinnfindung im Ruhestand
Selbst nach Abschluss des Projekts „Neustart“ – von Langeweile keine Spur. Uwe Gase: „Zugegeben: Was unseren Ruhestand angeht, befinden wir uns derzeit noch im Stadium der Sinnfindung. Wir haben jahrzehntelang gearbeitet. Sogar die Kinder sind längst groß – und wir haben somit kaum noch nennenswerte Pflichten.“

Doch die noch unbekannte Umgebung inspiriert zu zahlreichen Ausflügen und auch mit den Nachbarn wurden erste Kontakte geknüpft. Möchte sich die Hausherrin daheim ein wenig zurückziehen, wird gebastelt – ob Kalender, Karten oder Türkränze. Im hinteren Teil der Wohnung findet sich dafür ein eigens eingerichteter Raum, mit bis an die Decke gestapelten Aufbewahrungsboxen, prall gefüllt mit jeder Menge Bastelmaterialien.

Uwe Gase ist stolz auf das kreative Talent seiner „Gabi“, in die er „verliebt ist wie am ersten Tag!“ Und das nach immerhin bereits 43 Ehejahren mit nicht immer rosigen Zeiten.

„Go West“ hieß es im Jahr 1991
Geboren und aufgewachsen sind die beiden in der ehemaligen DDR, genauer: in Sachsen. Zuletzt lebten die Gases dort mit ihren drei Söhnen in der Nähe von Görlitz. Gen Westen ging es am 20. September 1991, da war ihr Jüngster gerade drei.

In Münster fehlte uns schlicht das Grün, das es hier an jeder Ecke gibt.

Gabriele Gase

Das Ziel der fünfköpfigen Familie: Münster, inspiriert durch einen guten Freund – bereits seit Anfang der Siebziger dort ansässig und daher erste Anlaufstelle der Familie. „Ausschlaggebend für die Entscheidung zu unserem Umzug war, dass wir unseren Jungs eine gute Ausbildung und einen möglichst idealen Start in die Zukunft ermöglichen wollten“, erzählt der heute 68-Jährige. „Hinzu kam, dass das Kraftwerk schloss, in dem ich bis dahin tätig war. Kurzum: Der perfekte Zeitpunkt für einen Neustart.“

Dufte Aussicht vom Balkon
Tatsache ist: Die Gases nahmen ihr Glück schon immer selbst in die Hand, trafen wichtige Entscheidungen jedoch nie überstürzt. Und so gab es auch für Neuanfang Nummer zwei gleich mehrere gute Gründe. Allem voran: die Gesundheit. Gabriele Gase: „Mir war klar, dass das Klima an der Küste meinem Mann gesundheitlich sehr viel besser bekommen würde. Und in Münster fehlte uns schlicht das Grün, das es hier an jeder Ecke gibt.“

Seestadt-Flair, wohin das Auge blickt.
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Das Lebensmotto der Gases: Einfach machen! Und der Rest kommt von allein.
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Die Leidenschaft der Hausherrin: Basteln! In der neuen Wohnung hat sie dafür gleich ein ganzes Zimmer.
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Wie aufs Stichwort empfangen uns im nächsten Raum eine papierne Deckenlampe und Biberbettwäsche in sattem Grün als dominierende Farbe im Schlafzimmer. Über dem Doppelbett: ein Seestadt-Panorama auf Leinwand, erstanden im Bremerhavener „Atelier an der Mühle“.

Vorbei am hell gefliesten Tageslicht-Bad geht es zurück in Richtung Wohnbereich. Zwischen Küche und Esstisch fällt der Blick auf Lieblingsplatz Nummer zwei – den üppig begrünten Balkon, der die Gases immerhin ein kleines bisschen für das Zurücklassen des jahrzehntelang gepflegten Gartens entschädigt.

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Zwei, die sich kennen
Die Zeit, die die beiden früher in die gemeinsame Pflege des Gartens steckten, verbringen sie jetzt deutlich entspannter – aber noch immer am liebsten gemeinsam an der frischen Luft. „Beim Spazierengehen wird uns nicht langweilig – hier gibt es so viel Spannendes zu entdecken. Und wir haben uns zum Glück auch noch immer viel zu erzählen. Na gut – ich …“, lacht Uwe Gase, „wird es meiner Frau mal zu viel, sagt sie einfach ‚Guck mal, ein Schiff‘ und ich verstehe sofort.“

Was ihnen am Leben im Stadtteil Geestemünde am besten gefällt, ist die Nähe zum Fischereihafen mit Doppelschleuse und die Möglichkeit zum Spaziergang am Deich. Uwe Gase: „Wichtig war uns, dass auch Einkaufsmöglichkeiten, Hausarzt und Co. fußläufig erreichbar sind. So stehen wir hier auch weiterhin auf eigenen Beinen, selbst dann, wenn die inzwischen öfter mal ausruhen müssen.“