Wie Feen wohnen

Stattliche Birken und beinahe parkähnlich angelegte Grünflächen säumen die rot gedeckten Häuserzeilen. Hier im Herzen Hastedts lebt Fee Engemann seit beinahe drei Jahren in einer GEWOBA-Wohnung in der Focke-Wulf-Siedlung.

„Fee“, der Name passt zu der zierlichen Frau mit den fröhlichen Augen. „Eigentlich heiße ich Felicitas, Fee ist die Koseform seit Kindertagen und mit dem Namen fühle ich mich schon immer so viel wohler.“ Was die freiberufliche Dolmetscherin und Übersetzerin sonst zum Wohlfühlen braucht, das wird mit Betreten ihrer Wohnung auf den ersten Blick klar.

Zu den Stilmitteln im Quartier gehören Hauseingänge mit Rundbogen und hölzerne Fensterläden.
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Das Schränkchen – ein lieb gewonnenes Erbstück von Patentante Franka.
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DER LOOK: RUHIG & REDUZIERT
Die hellen Räume der gut geschnittenen Dreizimmerwohnung strahlen eine harmonische Ruhe aus. Einrichtung und Dekoration: reduziert auf das Nötigste. „Hier und da fehlt mir noch ein Bild oder ein kleines Möbelstück, zum Beispiel etwas, auf das ich im Wohnzimmer meine Stereoanlage stellen kann. Tatsache ist aber auch: Ich muss die Dinge finden, ohne danach gesucht zu haben.“

Einrichtungsstücke, die Fee Engemann besonders am Herzen liegen, sind die Erbstücke von „Patentante Franka“. Dazu gehört ein kleines Schränkchen im Flur sowie ein Beistelltisch im Wohn- und Esszimmer, dem Lieblingsraum der Hastedterin. Am liebsten sitzt sie hier auf dem jeansblauen 3-Sitzer, der bei Bedarf auch als Gästebett fungiert. An der Wand rechts: ein Esstisch aus dunklem Holz, flankiert von Stühlen mit Armlehnen und Wiener Geflecht.

WOHNEN MIT (PHIL-)HARMONIE
Dem Sofa gegenüber hängt das Bild eines Buddhas, platziert direkt über der am Boden stehenden Stereoanlage. Fee Engemann hört gerne Musik, am liebsten die Klassik der Renaissance und hat sogar ein Abo für die Konzerte der Kammerphilharmonie in der Bremer Glocke. Im Übrigen einer der zahlreichen Orte, den die gebürtige Ostwestfälin an Bremen besonders mag.

Der Blick vom Balkon geht raus auf den parkähnlich angelegten Außenbereich.
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Bremen hat für mich die ideale Größe. In einer Metropole wie Berlin fühlte ich mich verloren.

Fee Engemann

In die Hansestadt kommt Fee Engemann, die es nach dem Studium ins spanische Andalusien zieht, im Jahr 1989 – der Liebe wegen. Bis dahin arbeitet sie als Dozentin an der Fakultät für Dolmetschen und Übersetzen in Granada.

In Bremen ist sie seither freiberuflich tätig, dolmetscht während internationaler Konferenzen – und das sogar simultan. Und: Sohn David erblickt das Licht der Welt. Einige Jahre später kommt es zur Trennung. Mutter und Sohn ziehen in eine geräumige Wohnung im quirligen Bremer „Viertel“.

Das war im Jahr 2004. Ein Zuhause, das Fee Engemann 15 Jahre später, im August 2019 wegen Abriss räumen muss. Kurzum: der Umzug in die Focke-Wulf-Siedlung ist für Fee Engemann zunächst keine Entscheidung aus freien Stücken.

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Das farbenfroh-sonnige Bild über dem Esstisch im Wohnzimmer erinnert Fee Engemann an ihre Zeit in Spanien.
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GENERATIONSWECHSEL IM QUARTIER
Was sie seither vermisst? „Eigentlich nichts“, lacht Fee Engemann. „Denn das typische Viertel-Treiben fand während der laufenden Pandemie ohnehin kaum statt.“ Das Lebensgefühl in Hastedt beschreibt sie so: „Es ist ruhiger, die Menschen leben zurückgezogener, sind dabei aber nicht weniger freundlich. Außerdem habe ich das Gefühl, das Quartier ist gerade im Umbruch, verjüngt sich. Was für mich wichtig ist: Auch von hier aus erreiche ich einen sehr gut sortierten Supermarkt mit großzügigen Öffnungszeiten problemlos zu Fuß.“ An der Siedlung selbst gefallen Fee Engemann die gepflegten Außenanlagen mit Spielgeräten und Bänken zum Verweilen.

Bei der Wohnungssuche besonders wichtig war ihr das separate Arbeitszimmer, denn die Selbstständige möchte eine Tür hinter sich schließen können, um so auch tatsächlich von der Arbeit abzuschalten. Den meisten Raum im praktisch eingerichteten Büro nimmt der große Schreibtisch ein, ausgestattet mit Bildschirm, Tastatur und separatem Laptop. Drumherum Stapel von Papieren, Unterlagen und Notizen. An der Wand neben der Zimmertür dienen alte Kalender-Fotos als Fenster in die Welt, aufgenommen von einem befreundeten Fotografen.

STILVOLLE KONTRASTE
Im Schlafzimmer steht eine Wand in Grün im lebendigen Kontrast mit einem halbhohen Schrank in der Komplementärfarbe Rot. Darauf silberfarben gerahmte Fotos. Ebenfalls ein Hingucker ist ein Kunstwerk im Miniaturformat, darauf sich zwei gegenübersitzende Personen. Der gerahmte „Stich“ ist ein Geschenk ihrer Schwester, die ihr das Bild als Erinnerung an die gemeinsame Finnlandreise kaufte.

In der Küche wird mit den Enkeln gegessen, gemalt und gebastelt.
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Schwester Katharina ist achteinhalb Jahre jünger. In Kindertagen machte der Altersunterschied das Miteinander oft kompliziert, heute jedoch sind die beiden Frauen „ein Herz und eine Seele“, schwärmt Fee Engemann. Grund genug, sich darum auch räumlich irgendwann wieder nahe zu sein. Anfang der 90er zieht Katharina der großen Schwester nach. Seitdem treffen sich die beiden regelmäßig zu Spaziergängen über den Findorffmarkt oder zum Quatschen bei einem Kaffee oder Wein. Ihr derzeitiges Lieblingslokal „Herr Schaefer“ ist ein kleines Bistro mit Weinbar in der Sachsenstraße.

Was Fee Engemann an Bremen gefällt, sind neben der überschaubaren Größe mit kurzen Wegen die vielen Wochenmärkte. An den Menschen hier schätzt sie das Prinzip „Leben und leben lassen“. Fee Engemann: „Der Umgang im Haus ist freundlich, einen guten Kontakt habe ich zu meiner Nachbarin gegenüber. Und ich weiß enorm zu schätzen, dass sich niemand beschwert, wenn meine Enkel zu Besuch sind und wir fröhlich und ausgelassen zusammen in der Wohnung spielen.“

FAMILIENBANDE
Denn – seit dem ersten Lockdown kommt Sohn David längst nicht mehr nur an den Sonntagen mit dem inzwischen drei- und fünfjährigen Nachwuchs vorbei.

Wichtig: Ein separates Arbeitszimmer, das die Dolmetscherin und Übersetzerin nach der Arbeit hinter sich schließen kann.
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„Oma Fee“ springt nun auch dann ein, wenn die Betreuung tagelang ausfällt. Fee Engemann: „In der Coronazeit entfielen zahlreiche Gelegenheiten zum Übersetzen. Ich hatte also Zeit und wir als Familie praktisch Glück im Unglück.“ Das Ergebnis: Zahlreiche Kinder-Kunstwerke schmücken inzwischen die Wohnung der stolzen Oma – von der bunten Papier-Girlande bis zur abstrakten Kinderzeichnung. Sozusagen als Sinnbild für die inzwischen noch inniger gewordene Beziehung. Und für Fee Engemann: „Eine der für mich persönlich (wenigen) guten Entwicklungen einer Welt im Ausnahmezustand.“

Willkommen in der Focke-Wulf-Siedlung
Errichtet wurde die einstige Werkssiedlung vor mittlerweile 84 Jahren auf dem ehemaligen Lloydgelände. Die Wohnungen waren ursprünglich gedacht als Arbeiterunterkünfte für die damals boomende Rüstungsindustrie der Focke-Wulf-Flugzeugwerke. In jedem Keller wurden Luftschutzbunker installiert, von denen einige heute als Heizungskeller genutzt werden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann der Wiederaufbau, zum Teil wurden ganze Häuserzeilen ersetzt. Im Jahr 1949 übernahm die GEWOBA die Vermietung.

Seither werden die Gebäude unter Berücksichtigung der ursprünglichen Architektur und Beibehaltung prägender Stilmittel wie den großen Fensterläden und der Farbe der Dachziegel instandgehalten und modernisiert. Ab 2007 wurden die großen durchgehenden Dachböden zu hellen, modernen Apartments ausgebaut.