Das Beet
Moritz Alber ist Wahlbremerhavener aus und mit Leidenschaft. Der gebürtige Baden-Württemberger hat in seiner Studienzeit die Seestadt zu schätzen gelernt und ist nach einer beruflichen Ingenieurs-Station in Helsinki vergangenes Jahr wieder an die Weser zurückgekehrt. „Bremerhaven hat mich einfach gepackt.“ Er nennt den fast dörflichen Charakter, der ihm gefällt, die kurzen Wege, die vielen Möglichkeiten und die Infrastruktur, die alles bietet. „Bremerhaven hat viel Potenzial und Menschen, die sich einbringen und mitmachen“, erklärt der Ingenieur für maritime Technologie. So entwickelte er kurzerhand „das Beet“. Einen Ort zum Glücklichsein, zum Draußensein, zum „gemeinsam Machen.“ „Die Anwohner finden es mehrheitlich richtig gut, dass hier was los ist“, weiß er von seinen Gästen, die übrigens nicht nur aus der Nachbarschaft kommen.
„Dennoch wollen wir mit allen im Dialog bleiben. So können wir im Austausch mit den Nachbarn schnell reagieren, wenn mal was ist. Ein Anwohner-Workshop musste coronabedingt leider ausfallen. Wir planen, diesen nachzuholen.“ Mittels Crowdfunding und vielen Helfern ist im vergangenen Jahr am Ausbau des Projektes gearbeitet worden. „Dass wir diesen Sommer hoffentlich richtig durchstarten können, ist toll. Egal ob jung oder alt, egal welcher Lebensstil – hier in Lehe ist es bunt und das sehen wir auch hier im Beet und das macht Laune“. Sieht gut aus. So gut, dass er das Projekt jetzt mit Hauke Arntz (Foto links) gemeinsam betreut. „Organisation der Crew vor Ort, Einkauf, Planung von Veranstaltungen – das erfordert viel Zeit und eben auch Büroarbeit“, lacht Hauke, ein gebürtiger Bremerhavener, der aktuell sein Ingenieurs-Studium mit dem Schwerpunkt Windenergietechnik vollendet.
Konsum ohne Müll
Hier trifft es sich gut in Gemeinschaft, es gibt aber auch ruhige Rückzugsmöglichkeiten zum Plauschen, zum Aushecken und Ideen-Entwickeln. Da der Zolli eine Transitachse zwischen Lehe und Mitte ist, verleitet das erblühte Kulturcafé die „Durchreisenden“ zum Innehalten. Zirkuswagen, alte Fenster und viel kreative Deko laden auf der Wiese zum Entdecken ein. Erst einmal haben sie fünf Jahre die Gelegenheit, Kultur, nachhaltige Lebenskultur und Urban Gardening zu etablieren. „Für uns war klar, dass auch das gastronomische Angebot den „ZeroWaste“, also Null-Abfall-Gedanken, verfolgt. Nachhaltigkeit und Regionalität sind uns enorm wichtig und lassen sich hier ziemlich gut verwirklichen. Das passt auch nahtlos zu dem, was die Zolli-Initiative hier bereits in diesem öffentlichen Park initiiert hat. Alles wächst und gedeiht.” Die Besucher:innen sind Teil des Ganzen, sollen aber nach Möglichkeit keine Spuren hinterlassen. „Also sind hier nur Mehrweg-Geschirr, viel Selbstangebautes und Pfandflaschen im Einsatz“, berichten die Macher. Auch Stromversorgung und WC-Benutzung sollen mit so wenig Abfall und Emissionen wie möglich gestaltet werden.
Nachhaltigkeit und Regionalität sind uns enorm wichtig und lassen sich hier ziemlich gut verwirklichen.
Auf die Frage, was sie freut und wie sie die ersten Erfahrungen als „Quereinsteiger mit Passion“ beschreiben, erinnert sich Moritz Alber: „Wir wurden vor Vandalismus gewarnt. Dass Beete und Möbel kaputt gemacht würden“, darauf sollten sie sich einstellen. „Doch es ist so gut wie nix passiert. Im Gegenteil, es sind schon hier und da mysteriöse Dekogegenstände aufgetaucht, weil sich wohl jemand dachte: ‚Das steht bei mir nur rum, aber das passt ja hervorragend ins Beet!‘. Und so werden aus Porzellanskulpturen Kräutertöpfe oder Metallkatzen zu Beetwächtern. Auch für die Zukunft soll der Kulturbetrieb wachsen. Und damit das Freiluftcafé. „Sonnensegel, Aussichtspunkt, Pergolas … wir haben viele Ideen.“ Wenn die Saison Ende September vorbei ist, werden sie sich diesen Vorhaben verstärkt widmen. Jetzt ist erstmal Beet-Saison und am 10. Juli steht ein Reggae-Festival auf dem Plan.
Wir wünschen Moritz und Hauke und der gesamten Das Beet-Gruppe eine tolle Saison und freuen uns auf die kommenden Jahre.
Konzerte, Workshops, Gemüseanbau, Gastronomie. Und Gemeinschaft. Das Beet lockt auch in diesem Sommer mit einem kulturellen und kreativen Programm. Vorbeischauen und Mitmachen lohnt sich.
Infos unter: www.dasbeet.info
Der Zollinlandplatz: Vom Ort des Handels zum Ort des Wandels
Einst ein Güterbahnhof, dann Fußballplatz, jetzt eine Naturoase. Der Zolli hat sich in seiner Geschichte stark gewandelt. So wurden hier bis 1923 Containerzüge abgefertigt. Später war der Fußballverein Bremerhaven 93 hier beheimatet. Dann wurde das Nordseestadion gebaut und die Vereine zogen 1979 um. Es verblieb eine Brachfläche mitten in der Stadt.
Initiative aus Bürger:innen, Student:innen und Kreativen
Die Zolli-Initiative formte sich im Jahre 2011, um ein sozial-ökologisches, nachhaltiges Nutzungskonzept für den Platz zu erstellen: Naturoase, Artenvielfalt, Spiel- und Sportmöglichkeiten, Ruheecken im Grünen. Ein Platz für alle Generationen. 2015 wurde der Zolli unter Federführung des Stadtplanungsamtes wieder geöffnet. Der Platz piept, summt und wächst und wird nun durch „Das Beet“ und seine Aktionen erweitert.