Ursprünglich wollten die beiden bis zur Rente warten, doch während eines Urlaubs 2021 reift aus der Idee ein fester Plan. Ein Jahr später, am 2. August 2022, starten die beiden in ihr ganz persönliches Abenteuer. Insgesamt 16 Monate bereisen die Gloths schließlich das östliche Europa, Asien und Afrika – und bereuen nichts. Im Gegenteil. Belohnt werden sie mit unzähligen unvergesslichen Momenten, die der leidenschaftliche Fotograf in hunderten beeindruckenden Aufnahmen festhält. Die Bilder verraten: Wer hier durch die Linse blickt, der liebt Land und Leute – wohin auch immer es ihn verschlägt.
Worauf warten?!
Wer kennt sie nicht, diese Pläne für „irgendwann einmal“, wenn der Zeitpunkt passt oder während der ruhigeren Jahre 60+. Auch Melina und Dennis Gloth haben so einen Plan. Als Rentner wollen sie die Welt bereisen. Doch je länger sie darüber nachdenken und je mehr sie sich mit dem Thema beschäftigen, desto häufiger fragen sie sich: Worauf warten wir eigentlich?
Nach einem Urlaub in Nordmazedonien im Jahr 2021 stürzen sich Melina und Dennis schließlich in die Planung: Reiseroute, Gesundheit, Finanzen. Sie recherchieren mögliche Stopps, passende Unterkünfte und buchen erste Flüge. Ihr Hausarzt berät sie zu den notwendigen Impfungen. Einige davon erhalten die beiden bei ihm, andere im Bremer Tropeninstitut, Auffrischungstermine inklusive. Allen Reiselustigen empfiehlt Dennis Gloth darum, sich für die Planung und Organisation eines solchen Trips mindestens ein Dreivierteljahr Zeit zu nehmen, um zum Beispiel den Impfstatus entspannt abschließen und für alle Eventualitäten vorsorgen zu können. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit den Angeboten spezieller Auslandsreisekrankenversicherungen für Langzeitreisende oder der Vorsorgevollmacht für die Familien zu Hause.
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!
Als der Tag der Abreise näher rückt, verkaufen und verschenken sie, was sie nicht mitnehmen oder im Keller der Eltern deponieren können. Das Motto: Alles, was sich zu Geld machen lässt, bringt sie ihrer Reise ein Stück näher. Der Großteil des Reisebudgets stammt doch aus einem anderen großen Traum: dem vom eigenen Haus. Dennis Gloth: „Angesichts der gefühlt stetig steigenden Preise auf dem Immobilienmarkt fiel es uns leicht, umzudisponieren und unser Erspartes in unsere Reisepläne zu stecken.“
Nach Übergabe der Wohnung kommt das Ehepaar für die letzten Tage vor Abreise bei Dennis’ Eltern unter, die die Pläne der beiden, wo es nur geht, unterstützen. „Das gibt Sicherheit“, sagt Dennis Gloth und meint, dass der Rückhalt durch Familie und Freunde ganz sicher dazu beitrage, einen solchen Traum tatsächlich wahr werden zu lassen. „Es stimmt, wir haben unzählige materielle Dinge für immer verloren, können aber zu jeder Zeit auf unsere Familien und Freunde bauen.“
Ich packe meinen Koffer …
Das Reisegepäck besteht aus jeweils einem großen und einem kleinen Rucksack. Neben der Kameraausrüstung gehören eine Reiseapotheke, Kleidung und Pflegeprodukte auf die Packliste. „Sich so dermaßen einzuschränken, war in der Vorbereitung auf unsere Reise wirklich eine kleine Herausforderung“, erzählt der 42-Jährige. „Unterwegs haben wir dann aber festgestellt, dass wir tatsächlich sogar mit noch weniger auskommen.“
Sich so dermaßen einzuschränken, war in der Vorbereitung auf unsere Reise wirklich eine kleine Herausforderung. Unterwegs haben wir dann aber festgestellt, dass wir tatsächlich sogar mit noch weniger auskommen.
Was neben der Familie und den Freunden gefehlt habe? „Ein Buch“, seufzt Dennis Gloth. „Ein E-Reader kann da einfach nicht mithalten, finde ich. Darum habe ich mich auch so gefreut, als wir während der letzten Wochen unserer Reise einen öffentlichen Bücherschrank entdeckten, der auch deutsche Bücher enthielt. Es sind wirklich oft die kleinen, einfachen Dinge.“
Unvergessliche Momente
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihnen die Schönheit und kulturelle Vielfalt Jakartas sowie die Menschen auf dem asiatischen Kontinent, von denen sie, wohin auch immer sie kamen, herzlich empfangen wurden. Beeindruckt hat Dennis Gloth darüber hinaus die beachtliche Infrastruktur Südafrikas. „Die Straßen waren dort zum Teil besser ausgebaut als in Deutschland. Damit hätte ich nicht gerechnet.“
Eine weitere wichtige Erkenntnis: eine Langzeitreise ist kein Urlaub. „Man bekommt sehr viel für seinen Mut, alles hinter sich gelassen zu haben, aber eine Langzeitreise bedeutet auch tägliche Arbeit, Organisation und das Bewusstsein, dass man zu Hause eine ganze Menge verpasst“, erklärt der gebürtige Bremer. „Seien es besondere Anlässe wie Hochzeiten und Geburtstage oder auch einfach die Kids in der Familie, die ruckzuck größer werden. Das ist der Preis, den man für so eine Reise zahlt.“
Zudem gilt es, immer wieder neue, völlig ungewohnte Situationen in kürzester Zeit zu lösen. Dennis Gloth: „Was zum Beispiel machst du, wenn du seit bereits zwei Stunden mit 30 kg Gepäck auf dem Rücken durch 40 °C auf der Suche nach etwas zum Essen nicht fündig wirst oder aber dein gebuchtes Zimmer einer dreckigen Knastzelle gleicht? Man wird definitiv schnell kreativ und lernt zu improvisieren.“
Darüber hinaus haben die Gloths bewusst „Urlaubszeiten“ eingeplant, um Mal nicht täglich irgendetwas organisieren und planen zu müssen. Aber auch, um Erlebtes bewusst zu verarbeiten.
Liebe ist … Reisen
Die Frage nach dem schönsten Moment beantwortet Dennis Gloth mit einem Lächeln: „Jeder Moment ist schöner, wenn man ihn teilen kann. Denn, was ich nie vermutet hätte, ist, dass diese Reise uns nicht nur in die große, weite Welt, sondern auch näher zueinander geführt hat. Trotz ungewohnter Nähe haben wir uns unglaublich gut verstanden, tolle Gespräche geführt und gemeinsam jede Menge Neues erlebt. Kurzum, gute Gründe, um sich auf die weitere gemeinsame Reise zu freuen.“
Metaphorisch? „Auch. Tatsächlich aber starten wir in diesem Frühjahr noch einmal neu. Von Frankreich aus geht es nach Marokko, und das für mindestens zwei Monate. Wohin danach? Da schwanken wir noch zwischen Amerika, Mittelamerika oder der weiteren Erkundung Asiens, mit zum Beispiel Japan und Südkorea. Aber auch einen erneuten Abstecher nach Thailand können wir uns sehr gut vorstellen, weil es uns dort so besonders gut gefallen hat.“
Was bleibt nach einer 16 Monate dauernden Reise, sind die Erinnerungen an zahlreiche unvergessliche Begegnungen, sowie das Gefühl, dass das wahre Leben manchmal erst dann beginnt, wenn man sich traut, die eigene Komfortzone zu verlassen und selbst die abenteuerlichsten Träume endlich wahr werden zu lassen.
Dennis‘ Tipps für Langzeitreisende
– Am wichtigsten: Die Budgetplanung! Fragen Sie sich: „Wie viel Geld habe ich zur Verfügung?“ und „Wie viel brauche ich etwa pro Person im Monat zum Leben?“.
– Rechtzeitig bestehende Verträge kündigen (z. B. Wohnung, Job, Telefon/Internet, Pay TV, nicht länger benötigte Versicherungen etc.)
– Fristen bei Ämtern und Behörden beachten (z. B. hinsichtlich der Abmeldung in Deutschland, Arbeitsamt, Krankenversicherung etc.)
– Vor der Abreise am besten verschiedene Kreditkarten beantragen und mitnehmen, falls mal eine Karte nicht funktioniert bzw. nicht akzeptiert wird.
– Informieren Sie sich vor Reiseantritt über die Einreisebestimmungen des jeweiligen Landes und kümmern Sie sich rechtzeitig um ein Visum oder auch die auf der Route notwendigen Impfungen.
– Beim Auswärtigen Amt können Sie sich über die politische Lage und z. B. zu vermeidende Gebiete etc. informieren.