Der Schulexpress beansprucht null Quadratmeter Parkraum und stößt kein CO2 aus. Von einem Fahrzeug ist nicht die Rede, sondern einem Aktionsprogramm, das Grundschüler aufruft, den Weg von der Haustür bis in die Schule zu Fuß zu bestreiten – und nicht im elterlichen Pkw. Die Idee stammt von Verena Nölle: „Wir wohnen gegenüber der Grundschule in Borgfeld, aber auf der Straße herrschte immer Verkehrs-Chaos.“ Es galt, einen sicheren Weg zu finden, den ihre Tochter allein gehen konnte, abseits von rangierenden Elterntaxis und Falschparkern. Mit zwei weiteren Müttern ersann sie Treffpunkte und sichere Marschrouten mit maximal 15 Minuten Laufentfernung zur Schule. Unter dem blauen Schild mit weißer Schrift tummeln sich allmorgendlich die Schulexpressfreunde, warten aufeinander und legen den Weg gemeinsam zurück, ganz nach dem Motto: „Stehen, sehen, miteinander gehen.“ Vorteile gibt es viele. Für Nölle – mittlerweile Mutter von vier Kindern – ist der entscheidende die Selbstständigkeit. „Es ist praktische Verkehrserziehung, die Kleinen lernen, Fahrzeuge besser wahrzunehmen. Eltern sollten dem Nachwuchs zutrauen, allein zu gehen.“ Darüber hinaus schnappen sie frische Luft bevor das Stillsitzen beginnt. Die Eltern sparen die eine oder andere Tankfüllung, weil sie keine Extra-Kilometer fahren müssen.
Es ist praktische Verkehrserziehung – Eltern sollten dem Nachwuchs zutrauen, allein zu gehen.
Ein Konzept macht Schule
Was 2004 in Borgfeld begann, hat mittlerweile Schule gemacht: Es flatterten Anfragen aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Oberösterreich ins Haus. Bis heute stehen bundesweit vor rund 110 Grundschulen die Schilder, in Bremen und Bremerhaven sind es über die Stadtteile verstreut insgesamt 39. Auch die GEWOBA ist vom Konzept des Schulexpress‘ begeistert und sponserte gleich Schilder für vier Schulen. Die neuesten wurden in Bremerhaven rund um die Friedrich-Ebert-Schule errichtet. Neben der Verbreitung des Schulexpress-Konzepts hat die Ideengeberin die Aktionspalette um die Verkehrssicherheitstage erweitert. Von denen profitieren neben den ABC-Schützen auch die Oberschüler bis zur siebten Klasse, die öfter mit dem Rad unterwegs sind. Was sie erfahren? „Beispielsweise wie viele Personen in den toten Winkel eines 40-Tonners passen. Nämlich 123 Erwachsene“, berichtet Nölle oft erstaunten Zuhörern.