Herr Besuden, „All Inclusive“ spielt am Lieblingsplatz der Bremer, an der Weser mit Blick auf die Fähre. Was bedeutet Ihnen Wasser?
BESUDEN: Wasser ist immer gut. Als gebürtiger Ostfriese schätze ich den weiten Blick vom Deich, auch im Leben ist Weitblick von Vorteil. Deshalb drehe ich gerne Filme am Wasser oder mit Wasser.
Bremen darf auch gern im Fokus stehen, oder?
BESUDEN: Es muss nicht immer Bremen sein, es kann auch Norddeutschland an sich sein. Ich mag die Mentalität der Menschen sehr. Bremen ist mir in den vergangenen 40 Jahren ans Herz gewachsen, es ist eine wundervolle Stadt zum Leben. Als Ausgangspunkt für den Film „All Inclusive“ bot sich die Weserstadt an, weil ich hier sehr gute Verbindungen zu den Organisationen habe, die mit Menschen mit Behinderung arbeiten.
Worum geht es in „All Inclusive“?
BESUDEN: Es geht um Ricky, der als Erbe eines Hotels plötzlich vor der Entscheidung steht, die Geschäfte für das Haus zu übernehmen. Das ist deshalb besonders, weil er eine Behinderung hat. Er kann selbstständig leben, aber kann er auch ein Hotel führen? Einige Protagonisten trauen ihm das nicht zu. Er selbst probiert als Page den Hotelalltag aus. Die 56-minütige Komödie ist ein Pilotfilm.
Was meinen Sie mit Pilotfilm?
BESUDEN: Die Ursprungsidee war eine Fernsehserie. Der Film läuft also nicht nur im Kino, sondern dient als Vorlage für interessierte Sender.
Das Filmteam ist inklusiv: Ob Maske, Kostüm oder Schauspiel, in allen Abteilungen waren Menschen mit und ohne Behinderung dabei. Das gab es noch nie.
Aus noch einem Grund ist „All Inclusive“ „besonders“ …
BESUDEN: Ja, das Filmteam ist inklusiv: Ob Maske, Kostüm oder Schauspiel, in allen Abteilungen waren Menschen mit und ohne Behinderung dabei. Das gab es noch nie.
Wie gestaltete sich die Arbeit im inklusiven Team?
BESUDEN: Es hat sehr gut geklappt. Wir haben vorab einen Testfilm gedreht, um den Ablauf zu proben. Danach habe ich das Drehbuch um zehn Seiten gekürzt. Die Abläufe dauern länger und man muss Geduld mitbringen. Das Drehbuch habe ich bewusst nicht zu Ende geschrieben, weil ich mich auf die besonderen Schauspieler einstellen wollte. Die Charaktere habe ich übrigens mit dem Bremer Autor David Safier („Mieses Karma“) entwickelt.
Sie reden bewusst von „besonderen“ Menschen.
BESUDEN: Das war unsere Bezeichnung am Set. Mir gefällt das Wort behindert nicht, weil es suggeriert, dass etwas im Weg ist.
Viele Plätze in Bremen werden die Zuschauer wiedererkennen, gibt es auch bekannte Schauspielgesichter?
BESUDEN: Die Besetzung ist mit Promis und neuen Darstellern gemischt. Dominique Horwitz, Mateng Pollkläsener, Erik Roßbander und Doris Kunstmann kennen einige von der Bühne oder aus dem Fernsehen. Jürgen Karbe ist blind, spielt den Blinden und stand zum ersten Mal vor der Kamera. Auch für den Ricky-Hauptdarsteller alias Kevin Alamsyah war es der erste Film.
Wie haben Sie ihn und die anderen „besonderen“ Darsteller gefunden?
BESUDEN: In den Theatergruppen vom Blaumeier-Atelier und der Blauen Karawane. Zu denen pflege ich schon lange gute Beziehungen. Kevin hat mich beeindruckt, weil er ziemlich gute Musik macht.
Schauspieler mit Behinderung stehen bei Ihnen immer wieder vor der Kamera. Es fing mit „Verrückt nach Paris“ an, ging mit „Finnischer Tango“ weiter und wird mit „All Inclusive“ sicher nicht enden. Was fasziniert Sie an dieser Zusammenarbeit?
BESUDEN: Die Leute sind prima, sie sind mutiger, authentischer, direkter – eben ein bisschen anders. Sie führen uns an unseren Tellerrand, das können wir alle gut gebrauchen. Zudem bestehen noch zu viele Berührungsängste, wenn es um Inklusion geht. Sie ist eine gute und richtige Idee, die Umsetzung hakt jedoch. Ich will die Leute dafür begeistern.