Moorschnucken vor dem Schlafzimmerfenster

Die Gartenstadt Süd ist ein besonders naturreicher Stadtteil. Ob Rankpflanzen, Blühwiesen oder Kräuterrasen, dazu Staudengärten und Beete. Kein Wunder, dass es hier einen besonderen Reichtum an Insekten, kleinen Wildtieren und Vögeln gibt.

Stefan Stahl und Mike Tesch mit ihren Gast-Schäfchen
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Kurzfristig sind im Spätsommer 2022 auch drei Schafe zugezogen. Sie hatten für einen begrenzten Zeitraum ein gesichertes Areal hinter einem längeren Wohnriegel mit Unterstand und konnten hier den Rasen abweiden. Denn das war auch ihre Aufgabe. Leider nur kurz, doch GEWOBA und Anwohner:innen waren begeistert von diesem Pilotversuch.

Die Idee hatte der GEWOBA-Hauswart Mike Tesch, dessen Büro sich gleich um die Ecke der zeitweiligen Schafsweide befindet.

Natürliche Rasenmäher helfen, Vielfalt zu bewahren
„Wir sind verpflichtet, an unseren Wohngebäuden regelmäßig den Rasen zu mähen. Gerade im Frühjahr bedeutet das aber auch, dass viele Insektenlarven und Eier dabei zerstört werden und wir somit das, was wir und unsere Mieterinnen und Mieter mit Pflanzungen an Insektenvielfalt anlocken, mit der ersten Mahd wieder dezimieren“, berichtet der Tier- und Naturschützer, der bei der GEWOBA schon viele Jahre in der Neustadt tätig ist. „Bei einem befreundeten Hobbyschäfer habe ich mich schlau gemacht und konnte mein ganzes Team schnell von diesem Naturexperiment übertzeugen“, so Tesch weiter. „Neben der Funktion als natürliche Rasenmäher haben die sehr sozialen und liebenswerten Haustiere auch weitere gute Eigenschaften. Sie fördern die Akzeptanz der Anwohnenden, insbesondere von Kindern. Denn es ist wichtig, dass die Tiere ihre Ruhe haben, auf sie Rücksicht genommen wird. Im Prinzip wie bei anderen Nachbarn eben auch“, lacht er.

Tierwohl an erster Stelle
„Natürlich haben wir uns im Vorfeld um die bestmöglichen Voraussetzungen für die Schafe sowie alle Vorgaben und Genehmigungen bei den zuständigen Ämtern gekümmert“, ergänzt Stefan Stahl, Geschäftsbereichsleiter für den Bremer Süden und Norden. „Denn das Tierwohl steht bei uns an erster Stelle.“ Und auch wenn die Tiere sich sichtlich wohl fühlten und die Anwohnenden großes Interesse und Freude an den wolligen Untermietern hatten, sah das Veterinäramt dennoch die Umgebung nicht als geeignet an.

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Auch wenn es nur ein kurzer Besuch war, zeigt sich, dass Tiere auch in Wohngebieten wichtige Rollen spielen können.

Mike Tesch

Die drei jungen Moorschnucken-Mädchen sind nach dem Kurzurlaub in der Neustadt zurück in eine Herde gekommen. Für die Nachbarn waren die neuen Naschbarinnen in der Zeit ihres Aufenthaltes Gesprächsthema Nummer eins. „Unsere Schafe!“, freute sich die Mieterin aus dem dritten Stock. „Ich passte auch mit auf die Kleinen auf. Morgens schaute ich immer zuerst, was sie machen.“ Auch der hohe Zaun fand Zuspruch. „Natürlich, wir wollen ja, dass die Tiere sicher sind“, kommentiert ein Anwohner aus der näheren Umgebung, der hier täglich mit seinem Hund spazieren geht.

Heimische Tierarten schützen und erhalten
Die „Moorschnucken“ gehören zu den verschwindenden und schützenswerten alten Haustierrassen. Sie sind relativ anspruchslos, können auch in feuchter Umgebung gut leben. Auch sind sie intelligent und sensibel. „Es war nicht beabsichtigt, dass die Tiere hier zahm werden sollten“, erläutert Tesch nachdrücklich. „Aber es ist schön, dass auch Gruppen der nahen KiTa mit großer Begeisterung vorbeigeschaut haben.“ Es sei erstaunlich, wie viele Kinder kaum Begegnungen mit heimischen Tierarten haben. Hier fand sich nun Gelegenheit, dass für die Kinder der Neustadt das Interesse an Natur und Umwelt gefördert werden konnte.

Wer sich für die Moorschnucken und andere alte Haustierrassen interessiert, hat zum Beispiel im Bürgerpark Gelegenheit dazu. Auch in Habenhausen, Huchting und Tenever gibt es Stadtteilfarmen, wo Begegnungen stattfinden können.