Urban Art aus Bremen: Wie Fassaden zu kommunizierenden Kunstwerken werden

Inspiriert durch die großen Brüder und die Hip-Hop-Kultur der 1990er, ist Peter Stöcker gerade einmal zehn Jahre alt, als er das erste Mal eine Farbdose in den Händen hält. Heute ist er Inhaber der Urban Art Agentur Lucky Walls. Von der Bremer Überseestadt aus realisiert er mit einem gewachsenen europaweiten Netzwerk Konzepte für eindrucksvolle Wand- und Fassadenkunst, widmet sich sozialen Projekten und veranstaltet ein jährlich stattfindendes Urban Art Festival auf der Überseeinsel. Jetzt ist er dabei, mit Gastkünstlern und unter der Mitwirkung von Schulen für die GEWOBA fünf Fassadenkunstwerke zu entwickeln. Im Gespräch mit dem GEWOBA Magazin erzählt Peter Stöcker, wie Urban Art die Identifikation und das Lebensgefühl in den Quartieren positiv beeinflusst.

Gab es einen konkreten Moment, ab dem du wusstest: Das und nichts anderes möchte ich einmal beruflich machen?
Peter Stöcker: Den Einstieg in meinen Beruf wählte ich entsprechend meiner Vorliebe für die Gestaltung von Wänden. Nachdem ich seit 1994 bereits fünf Jahre Graffiti gemalt hatte, kam es mit 15 Jahren zu meiner ersten Auftragsarbeit. Darüber hinaus habe ich aber eigentlich nie in solchen Kategorien wie „Beruf“ gedacht, sondern einfach gemacht, worauf ich Lust hatte. Nach meinem Media-Design-Studium in Berlin sah ich mich nicht in einer klassischen Agentur. Mit Lucky Walls habe ich darum ganz gezielt ein Arbeitsumfeld geschaffen, das meine Vorliebe für Kunst im öffentlichen Raum zum Zentrum hat.

Konzeptarbeit am Schreibtisch
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Was kann das Lucky-Walls-Team besonders gut?

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Inklusion und Integration gelingen über die Kunst besonders gut.

Peter Stöcker, Inhaber Lucky Walls

Stöcker: Wir denken in ganzheitlichen Projektkonzepten, in denen Kunst und Marketing ineinander übergehen. Neben der Malerei geht es bei uns um Kommunikation, spannende Socia-Media-Kampagnen, Film, Foto und Text. Unser Ziel ist es, Unternehmen und Künstler passend zu machen und nachhaltige Projektergebnisse für alle Beteiligten zu schaffen.

Wie kommt eine Agentur für Fassadenkunst zu Aufträgen?
Stöcker: Genauso wie jedes andere Unternehmen auch – durch Netzwerk und Marketing. Ich lege besonderen Wert auf gute Beratung, starke Ideen und hohe Qualität. Wenn man gute Arbeit leistet, spricht sich das rum und andersherum genauso. Mittlerweile hat Lucky Walls einen gewissen Bekanntheitsgrad, was nicht heißt, dass wir uns darauf ausruhen.

Sprich: Lucky Walls steht für mehr als das witzige Comic-Motiv auf dem Garagentor.
Stöcker: Lucky Walls steht für kunstbasierte Kommunikation. Unser Schwerpunkt liegt auf der Zusammenarbeit mit Unternehmen und spannenden Konzepten für große Fassaden oder Geschäftsräume. Darüber hinaus ist es mir wichtig, mich mehr und mehr meinem kulturellen Background zuzuwenden und mich für freie Urban-Art-Projekte zu engagieren. Auch ist es mir wichtig, dass wir uns weiterhin sozial engagieren, denn aus meiner Sicht gelingen Inklusion und Integration über die Kunst besonders gut; das ist eine Sprache, die alle sprechen. Zudem kann die aktive Mitgestaltung genauso Identität stiften, wie das fertige Kunstwerk.

Lucky Walls steht für echte Kunst – statt Schablonen
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Wie meinst du das?
Stöcker: Das Gefühl mitzugestalten, ist eine bereichernde Erfahrung, die das Verständnis für die eigenen Fähigkeiten und die Möglichkeiten zur Einflussnahme speziell auch für junge Leute neu definieren kann. In der eigenen Nachbarschaft und mit den eigenen Händen etwas geschaffen zu haben, das bleibt, macht zu Recht stolz. Nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf die Gemeinschaft und nicht zuletzt – den eigenen Stadtteil. Und worauf ich stolz bin, das möchte ich bewahren. Selbst die, die nicht direkt beteiligt sind, spüren Wertschätzung. Das Gefühl, da möchte jemand, dass wir es schöner haben. Hinzu kommt, dass auch die Außenwahrnehmung sich verändert. Beispiele aus verschiedenen Teilen der Welt zeigen, dass Kunst im öffentlichen Raum weitreichende Strahlkraft hat, also Aufmerksamkeit erregt und daher z. B. auch touristisch gesehen durchaus spannend ist.

Kunst an die Fassade!
Für die fünf Jubiläums-Wandbilder steht das Thema „Begegnet euch“ ebenfalls als zentraler Begriff im Mittelpunkt. Peter Stöcker, der bereits gemeinsam mit Laura Wontorra ein Kunstwerk auf Leinwand für eine Versteigerung gemalt hat, trifft in der Entstehungsphase ganz unterschiedliche Künstler, um mit ihnen in Bremen spannende Akzente zu setzen. Auch durch die Beteiligung von Schulklassen findet Begegnung vor Ort statt.

Entwurfsskizze, so ähnlich könnte es aussehen.
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Hier entsteht Urban Art im Großformat:

1. Rickmersstraße 79B, Bremerhaven-Lehe
Fläche: ca. 144 m2

2. Kirchweg 157, Bremen-Neustadt
Giebelfläche ca. 130 m2

3. Marcuskaje, Überseetor 23, Bremen-Überseestadt
zwei Flächen: je ca. 98 m2

4. Kurt-Schumacher-Allee 71, Bremen-Vahr
Fläche: ca. 95 m2

Was Peter beim Jubiläumstalk „Willkommen bei Wontorra“ erzählt hat, und welches gemeinsame Kunstwerk dabei mit Laura entstanden (und zu ersteigern ist) ist, erfahren Sie hier: www.gewoba.de/story-map/themen/kunst/laura-wontorra-begegnet-peter-stoecker