Wenn das Leben plötzlich Kopf steht

Das Modellprojekt „Organisationsassistenz“ richtet sich an Menschen mit Beeinträchtigung, die im Alltag grundsätzlich gut zurechtkommen, aber bei bürokratischen Dingen Unterstützung brauchen. Darüber sprachen wir mit den beiden Projektkoordinatorinnen Ursula Rolfes (AWO Bremen) und Gabriele Kleine-Kuhlmann (Caritas Bremen).

Ob Briefe vom Amt, Rechnungen oder unverständliche Formulare – schnell kann der Überblick verloren gehen. Zum Glück gibt es Hilfsangebote für Betroffene. Ehrenamtliche Organisationsassistentinnen oder -assistenten helfen dabei, Post zu sortieren, Fristen zu prüfen, Formulare auszufüllen und stehen verlässlich zur Seite. „Das Ziel ist immer Hilfe zur Selbsthilfe – wir wollen die Selbstständigkeit stärken und möglichst eine gesetzliche Betreuung vermeiden“, erklärt Gabriele Kleine-Kuhlmann.

Herausforderungen wachsen

Aufgrund von altersbedingten Einschränkungen oder einer Erkrankung stehen viele plötzlich beispielsweise vor der Beantragung von Leistungen der Pflegekasse, von Grundsicherung oder Rente. Gabriele Kleine-Kuhlmann: „Hier fehlt manchmal einfach die notwendige Struktur, um die Dinge anzupacken. Dann kommen unsere Ehrenamtlichen ins Spiel. Sie helfen beim Priorisieren und geben Orientierung.“

»Die regelmäßigen Treffen helfen, Ängste zu überwinden und Erfolge zu erleben.«

Ursula Rolfes

Angebote in mehreren Stadtteilen

Die AWO Bremen bietet die Organisationsassistenz in Mitte, östlicher Vorstadt und West an, die Caritas übernimmt die Koordination im gesamten Bremer Süden. Ursula Rolfes: „Wir freuen uns sehr, dass mittlerweile rund 40 Ehrenamtliche dabei sind.“

Wie läuft die Unterstützung ab?

Hilfesuchende melden sich direkt bei der AWO oder Caritas. Zunächst wird geschaut, ob die Organisationsassistenz tatsächlich helfen kann. Passt das Angebot zum Bedarf, lernen sich Assistenz und Betroffene kennen. Erst wenn beide Seiten ein gutes Gefühl haben, beginnt die Zusammenarbeit. Wichtig zu wissen, ist: Die Unterstützung ist kostenlos, da das Projekt von der Stadt Bremen gefördert wird. Im Schnitt kommen die Ehrenamtlichen alle 14 Tage zu Hause vorbei, gehen die Papiere durch, erledigen oder begleiten Telefonate. Ursula Rolfes: „Die Menschen sollen mit jedem Schritt wieder mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewinnen.“

Wie werde ich Assistent:in?

Wer Freude am Umgang mit Menschen besitzt, zuverlässig ist und keine Scheu vor Formularen hat, kann sich gerne für die Freiwilligenarbeit melden. Ursula Rolfes: „Unsere Ehrenamtlichen leisten eine wertvolle Hilfe, die im Alltag wirklich ankommt – sie selbst berichten oft, wie bereichernd die Tätigkeit für sie ist.“ Das Projekt ist aus Sicht der Koordinatorinnen ein voller Erfolg. Gabriele Kleine-Kuhlmann: „Wir wünschen uns, dass noch mehr Menschen von der Organisationsassistenz erfahren – und dass sich weitere Ehrenamtliche anschließen. Denn der Bedarf wächst.“

Das sollten Sie wissen
Wer teilnehmen kann: Menschen mit Einschränkungen, die ohne Assistenz eventuell eine gesetzliche Betreuung bräuchten.

Was dazugehört: Regelmäßig Post sichten und sortieren, Fristen im Blick behalten, Formulare ausfüllen, wichtige Dokumente ablegen. Entscheidungen treffen Sie selbst.

Was nicht dazugehört: Pflege, Haushaltstätigkeiten, Begleitdienste, Aufgaben mit Vollmacht.

Ursula Rolfes
Gabriele Kleine-Kuhlmann

Kontakt
Bremen Mitte & West:

AWO Dienstleistungszentrum
Ursula Rolfes
0176 – 55 21 09 45
organisationsassistenz@awo-bremen.de

Süd:

Caritas Dienstleistungszentrum
Gabriele Kleine-Kuhlmann
0421 – 8779188
organisationsassistenz@caritas-bremen.de