Jörg Windler, Architekt und Mitarbeiter der Abteilung Technisches Gebäudemanagement der GEWOBA, schwärmt von der historischen Substanz des Gebäudes in der Bremer Neustadt: „Dieses Haus hat eine Kraft – schauen Sie sich doch nur die gebrannten Ziegel an. Da ist jeder anders. Ebenso die alten Holzbalken und Kopfbänder, die auch heute noch zu sehen sind.“ Der Bauleiter ist gemeinsam mit Kollegin und Architektin Sandra Deutschendorf in den vergangenen Monaten ein ums andere Mal die alten Treppen ins Obergeschoss hinaufgestiegen und hat den Umbau durch die GEWOBA koordiniert. „Trockenböden oder ungenutzte Dachgeschosse bieten sich an, um den vorhandenen Bestand der GEWOBA noch sinnvoller zu nutzen“, erklärt Windler im Hinblick auf die große Nachfrage nach citynahen Wohnungen. Was im ersten Moment nachvollziehbar und damit fast simpel klingt, stellte sich während der Projektierungs- und Umbauphase jedoch als echte Herausforderung dar.
Kreativer Materialtransport
Zum einen ist da das Thema Denkmalschutz. Zum anderen die Tatsache, dass man unter den gegebenen räumlichen Bedingungen genau überlegen musste, wann welche Baustoffe benötigt würden und in welchem Umfang diese ins Innere geschafft werden sollten. Denn das Haus ist bewohnt und das Material konnte – anders als bei einem Rohbau – nur auf klassischem Weg durch Tür und Fenster ins Obergeschoss gebracht werden. „Wir haben vor dem Haus eine Art Plateau errichtet, auf dem die verschiedenen Gewerke ihre Materialien mit dem Kran platzieren konnten. Die Baustoffe wurden dann durchs Fenster gehoben und verarbeitet.“ Was so einfach klingt, war eine echte Sisyphusarbeit, denn es galt z.B. feuchtvariable Dampfbremsen an den vorhandenen Bauteilen anzubringen oder Trockenbauwände einzuziehen. Zudem war Windler auch dafür verantwortlich, dass die denkmalgeschützte Bausubstanz unangetastet bleibt und dennoch alle gesetzlichen Auflagen mit Blick auf Brandschutz und Co. eingehalten werden. Wichtiges Thema: die Leitungsführung durch alle Geschosse zur Versorgung der neu entstehenden Wohnung.
Ohne Netz, aber mit doppeltem Boden
„Leitungen kann man bei dieser Bausubstanz nicht einfach mal so verlegen“, erklärt Windler und geht ins Detail: „Wir haben das so gelöst, dass wir auf die originalen Dielen eine Schüttung vorgenommen haben, in der wir die Leitungen verlegt haben.“ So ist ein Boden auf dem Boden entstanden, der Raum für die Elektrik, Heizungs- und Wasserleitungen bietet. Spürbar ist das für den Bewohner heute nur, wenn er eine kleine Stufe mehr nehmen muss, um in sein neues Domizil zu gelangen. Stichwort Boden: „Hier war es immens wichtig, dass wir während des Umbaus immer einen Blick auf die Statik hatten.“ Denn man wollte unbedingt die historischen Gegebenheiten wie Gebälk und Stützbalken erhalten und als Gestaltungselemente integrieren. Entstanden ist so eine stilvolle 2-Zimmer-Wohnung mit offenem Küchen- und Wohnbereich sowie einem modernen Bad mit Dusche. Erwähnenswert ist auch der Balkon, der – bereits im Jahr 1990 über die gesamte Haushöhe vorgelagert – jetzt auch dem Mieter im 3. OG einen Platz in der Sonne sichert.
Gute Aussichten – auch für den Nachbarn
Das Projekt in der Schleiermacherstraße ist nur eines von acht, in dem die GEWOBA Tradition und Moderne stilvoll miteinander verbindet, um trotz knapper werdender Ressourcen in Bremen lebenswerte Wohnräume zu schaffen. Weitere Objekte, darunter in der Friedrich-Ebert-Straße oder in der Neuenlander Straße, sollen folgen. „Wir haben bei diesem ersten Projekt eine Menge Know-how gesammelt und wissen jetzt, wie wir diese Projekte noch effizienter umsetzen können“, freut sich Windler nach Übergabe der ersten bezugsfertigen Wohnung. Freuen dürfen sich auch die Nachbarn: Die Dämmung in der neuen Wohnung kommt ihnen allen zu Gute. Spätestens mit der ersten Nebenkostenabrechnung sollten dann alle Unannehmlichkeiten rund um den Umbau vergessen sein.