Zwischen Rüben und Ranunkeln

Zwei Uhr in der Nacht. Zappenduster. Während Bremen schläft, gehen auf dem Großmarkt in der Überseestadt die Lichter an.
Lastwagen aus nah und fern schlängeln sich durch das Eingangstor. Gabelstapler sausen durch die Hallen und verschieben Paletten in Windeseile. Türme aus Kisten und Kartons wachsen in die Höhe. Randvoll mit knackigem Gemüse aus der Region und Spezialitäten aus aller Welt. Fangfrischer Fisch wird küchenfertig gemacht. Blütenmeere aus heimischen und exotischen Schnittblumen warten auf die Floristereien. Während Corona viele Lebens- und Wirtschaftsbereiche ausbremst, geben die Großhändlerinnen und Großhändler Gas, um Wochenmärkte, Läden und Restaurants mit frischen Produkten zu versorgen. Und damit auch uns.

Gestern noch auf dem Acker, Heute schon auf unserem Tisch

Steckrüben und Grünkohl, Rosen und Ranunkeln, Oliven und Fladenbrot: Woher kommen eigentlich all die guten Dinge, die wir auf dem Wochenmarkt, im Blumenladen oder im kleinen Geschäft um die Ecke einkaufen? Viele Geschäftstreibende fahren täglich in die Überseestadt, um ihre Ware frisch vom Großmarkt zu beziehen. Die Großhandlungen, die hier ihren Stammsitz haben, importieren die Produkte aus aller Welt. Viele Betriebe erzeugen sogar selbst, Gemüse oder Blumen kommen vom eigenen Acker oder aus dem Gewächshaus.

Tulpen eröffnen die Frühlingssaison.
Katja und Oliver Truffel erfüllen bei Schnittblumen jeden Wunsch.
Auch bei Topfpflanzen ist die Vielfalt überwältigend.

VIELE FAMILIENBETRIEBE

Etliche Großhändler:innen sind Familienbetriebe, die mit dem Großmarkt über Generationen verbunden sind. Zu ihnen gehört die Bremer Firma Truffel. „Schnittblumen sind unsere Leidenschaft“ heißt seit 1929 das Familienmotto, das heute von Katja und Oliver Truffel gelebt wird. Die Geschwister gehören zu den bekannten Gesichtern in der Blumenmarkthalle. Ob Rosen aus Ecuador, Wildgrün aus Südafrika oder Tulpen aus Holland: Die Vielfalt an Klassikern und Exoten berauscht das Auge.

Eine Halle weiter, in der sogenannten Erzeugermarkthalle, hat Heiko Faby seinen Sitz. Den Fruchtgroßhandel, den er gemeinsam mit Vater und Bruder leitet, gibt es schon seit 1898. Faby kommt aus Steinkirchen im Alten Land – der berühmten Obsthochburg bei Hamburg. Die eigene Plantage trägt reichlich Früchte. Ab 22 Uhr werden die LKWs bepackt. Mitternachts geht es ab auf die Autobahn nach Bremen. Um zwei Uhr stehen Heiko Faby und sein Team im Großmarkt „auf der Matte“. Und der Arbeitstag hat eben erst begonnen. Was für ein Rhythmus!

Heiko Faby handelt mit Obst aus dem Alten Land.
Frisches so weit das Auge reicht.

VON MEDITERRAN BIS BIO

Gleich gegenüber liegen die Spezialitätenhallen. Mediterrane Köstlichkeiten stapeln sich hier. Salate werden unter strengen Hygienevorschriften geschnibbelt und frisch verpackt ausgefahren, damit es in den Imbiss-Stuben für Döner & Co mit den Vitaminen ein bisschen schneller geht. Fisch gehört auch zu den Spezialitäten. Für „Delikatessen der Meere“ ist in Bremen seit 1860 der Familienbetrieb F. L. Bodes zuständig. Auf dem Großmarkt macht das Uwe Koch-Bodes. Vom zarten Matjes bis zum kapitalen Lachs zieht er alle Register, um Marktstände, Geschäfte und Restaurants mit Fisch und Meeresfrüchten zu versorgen.

Bio boomt. Und das mehr denn je. Bereits 1991 haben sechs Bio-Landwirte die Zeichen der Zeit erkannt und das Naturkost Kontor Bremen gegründet. Wie faszinierend diese Biowelt ist, weiß kaum jemand besser als Marie Pigors. Ob Bio-Datteln, Bio-Käse oder Bio-Wein: Die Augen über der Corona-Maske strahlen, wenn die Betriebsleiterin des Kontors den Besucher durchs Sortiment führt und zu jedem Produkt etwas Spannendes zu erzählen hat.

Das muss man schon mal festhalten: Gegen die Einsatzkraft und Begeisterungsfähigkeit dieser und vieler anderer Menschen auf dem Großmarkt kommt so leicht kein Virus an.

Ob Hummer oder Lachs: Uwe Koch-Bodes ist der erste Ansprechpartner, wenn es um Fisch und Meeresfrüchte geht.
Der Nachschub an frischen Produkten ist gesichert.
Marie Pigors vom Naturkost Kontor hat ein großes Herz für Bio-Käse.

Großmarkt Bremen: Daten & Fakten

1961 gegründet, war der Großmarkt Bremen lange Zeit auf dem Neuenlander Feld zu Hause. 2002 folgte der Umzug in die Überseestadt. Etwa 100 Großhändler haben auf dem Großmarkt ihren Stammsitz. Sie begrüßen dort rund 3.000 Kunden aus Einzelhandel, Großküchen, Gastronomie und Hotellerie, die wiederum 1,5 Millionen Endverbraucher in Bremen, Bremerhaven und im umliegenden Niedersachsen versorgen.

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Seit 1961 sind wir die Drehscheibe in der Region für frisches Obst, Gemüse, Blumen und vieles mehr.

Markus Günsch, Marktmeister Großmarkt Bremen

Jedes Jahr finden unter der Regie des Großmarktes rund 4.900 Wochenmärkte und Veranstaltungen statt, darunter auch der Schlachte-Zauber zur Weihnachtszeit. Seit 2018 bildet der Großmarkt zusammen mit dem Bremer Ratskeller sowie MESSE BREMEN, CONGRESS BREMEN und ÖVB-Arena die stadteigene M3B GmbH.