Die besondere Masche

Im Projekt „Woll-Lust“ der Vahrer Löwen hängen die Teilnehmer mit Freude an der Nadel. Dass aus einem langen Faden mehr entstehen kann als ein Pullover, wird jedem klar, der die Gruppe besucht.

Nicht in allen Händen klirren Strick- oder Häkelnadeln aufeinander. Kaffeetassengeklapper und Gelächter gehören dazu wie die Wolle. „Hier geht es in erster Linie um Gemeinschaft, Vergnügen, Anregungen und Kreativität“, erklärt Inka Kusen, die den besonderen Handarbeitskreis als Angebot der Vahrer Löwen ins Leben gerufen hat.

Stricken ist streicheln für die Seele
Lust auf Wolle, Garn und Zwirn haben rund 25 Damen – und ein Herr. „Ick fühl mich hier pudelwohl“, berlinert Peter Fuhs fröhlich drauflos. Die Neugier trieb ihn in die Runde, ans Knäul hat er sich noch nicht getraut, wohl aber an den Stoff. „Für die Kita hab ich Glocken genäht, das war ein großer Spaß, als die übergeben wurden“, erinnert sich der geschickte Wahlbremer. Oft komme er aber auch nur zum Kaffeetrinken und Tratschen. Eines seiner Meisterwerke – ein genähter Ball – liegt auf einem Gebirge voller Häkelbälle und -stäbe, die für eine Gymnastikgruppe angefertigt wurden. Dahinter thront Marianne Schumann. Zwischen ihren Händen gewinnt flauschiges Maschwerk an Länge. „Ich bin handarbeitssüchtig“, behauptet sie mit Augenzwinkern. Mit vier Jahren hielt sie die Stricknadeln zum ersten Mal in der Hand, seitdem klimpern sie regelmäßig. „Den Berg Wolle, den ich schon verstrickt habe, möchte ich mal sehen.“ Die 78-Jährige vermutet ein weiches Gebirge. Aus ihren Händen entstammen neben Mützen und Pullovern kleine Tiere, die gern als Anhänger getragen werden. Inka Kusen legt sofort die Hand schützend auf einen kleinen Stricklöwen, „der gehört zu mir“, stellt sie spitzbübisch klar. Derweil wächst Marianne Schumanns Ringelsocke weiter. Der wöchentliche Handarbeitsdienstag ist fest in ihrem Kalender verankert. „Ich komme raus und kriege Unterhaltung, das ist für mich als Alleinlebende wichtig.“ Trübe Gedanken haben bei den Maschenübungen keine Chance, denn das Muster verlangt Konzentration. Die Vahrerin ist überzeugt: Stricken sei streicheln für die Seele.

Vom Schal bis zum Gymnastikball
Für Grete Felsch ist Sticken ihr Hobby: „Es bedeutet Entspannung, schon immer.“ Im Zeugnis hatte die 93-Jährige eine Eins in Handarbeit, seitdem sitzt jeder Stich. Wenn der Faden mal verloren geht, leistet die Dienstälteste der Gruppe „Erste Hilfe“. Ein zartes Deckchen mit filigranem Musterwerk liegt vor ihr und ist der Hingucker auf dem Tisch. Duftsäckchen und bestickte Karten stammen ebenfalls aus ihrer Hand.

Vom Kaltstart zur heißen Nadel brachte es Larissa Gering. Sie beugt sich über einen kunterbunten Meter. Einige Maschen drohen noch aus der Reihe zu tanzen. „Ich habe das Stricken erst hier begonnen. Man kann immer noch etwas dazulernen“, freut sich die 52-Jährige, die ihr Freiwilliges Jahr bei den Vahrer Löwen absolviert. Ganz nebenher entsteht der Schal für die Enkelin. Schals, Tiere, Gymnastikbälle aus Maschen, ein kompletter Wandteppich – jeder erdenkliche kreative Ertrag ist erlaubt. Ein Verbot gibt es hingegen für erzählte Krankheitsgeschichten: „Dafür droht eine Strafe von 50 Cent“, scherzt Inka Kusen, die sich über weitere Teilnehmer in der Gruppe freut.

Die Vahrer Woll-Lust-Gruppe trifft sich dienstags von 15:00 bis 17:00 Uhr bei der AWOAmbulant gGmbH, Berliner Freiheit 9c. Infos zur Gruppe und zu weiteren Angeboten:
0421 9 59 13 48
www.vahrer-loewen.de