Wie alles begann
„Ich hab einfach mal angefangen, hier ein paar Blumen zu pflanzen“, deutet er auf ein gut 15 Quadratmeter großes Beet vor einem Baum, auf den er von seinem Balkon aus immer gerne schaut. „Hier ist alles so wunderbar grün“, preist er die Vahr rund um den Vahrer See, wo er seit gut drei Jahren lebt. „Doch wenn der Frühling vorbei ist, blüht nicht mehr viel. Das wollte ich ändern.“
Das Beet wuchs, nach anfänglicher Verhaltenheit unterstützten die Nachbar:innen ihn sogar, brachten Ableger und gerettete Staudenpflanzen mit. „Auch Hauswart Kay Papenhausen unterstützt mich. So habe ich dann auch eine weitere Fläche bepflanzt.“ Überall summt es: Bienen, Schwebfliegen, und Schmetterlinge haben hier ein Zuhause gefunden. „Da ist eine Libelle“, deutet Nachbar Kay Schätzchen auf den in der Stadt eher seltenen Gast mit metallisch glänzendem Körper.
Und was sagt eigentlich die Nachbarschaft dazu?
Auch der Nachbar genießt den Anblick aus seiner Wohnung in der zweiten Etage auf die blühende Pracht und das Gezwitscher der Vögel. „Herrlich ist das, ich kann hier stundenlang den Vögeln und Eichhörnchen zuschauen und auch, wenn ich Nico beim Werkeln unten sehe, ist das ein schönes Gefühl. Kay Schätzchen wohnt schon seit Mitte der 90er hier. Der passionierte Entenfan (das Kultauto) gehört zu den Förderern und Freunden von Nicos Garten.
Vom Hobby zur Profession
Der gelernte Koch hat seinen Beruf inzwischen aufgegeben. Während Corona, als Hotel- und Gastronomiegewerbe zum Erliegen kamen, fragte er sich, was er denn wohl alternativ tun könnte. Und folgte seinem großen Interesse für die Natur und der Arbeit mit Holz und Erde. Inzwischen arbeitet der 37-Jährige bei einem Betrieb für Gartenpflege- und Landschaftsbedarf. Und legt dabei größten Wert auf behutsame und ökologische Maßnahmen. „Unkrautvernichter und andere Chemiekeulen rühre ich nicht an. Es gibt immer eine gute Alternative. Man muss sie nur kennen und anwenden“.
Unkrautvernichter und andere Chemiekeulen rühre ich nicht an. Es gibt immer eine gute Alternative. Man muss sie nur kennen und anwenden.
Riesenproblem: Müll und Kippen
Auch bei einigen Bewohner:innen der Anlage nahe der Berliner Freiheit hat er Überzeugungsarbeit leisten müssen. „Viele denken gar nicht über die Folgen ihres Handelns nach“, bemerkt er besorgt. „Wenn ich sehe, wie Autofahrer ihre Aschenbecher auf die Straße ausleeren oder Leute Müll oder gefährliche Substanzen auf die Straße kippen, werde ich echt wütend. Wissen die, was sie damit für Schäden anrichten? Eine Zigarette verseucht 1000 Liter Grundwasser.“ Er schüttelt den Kopf über seine Mitmenschen, während er im selbstgebauten Futterplatz ein paar Kírschen bereitlegt. „In der direkten Nachbarschaft hat sich aber vieles toll entwickelt. Am meisten freue ich mich, dass inzwischen so viele ihre Balkone bepflanzt haben.“ Ist eben ansteckend, die Liebe zur Natur.