Wissen frisch gezapft: SCIENCE GOES PUBLIC!

Wissensdurstige in Bremen und Bremerhaven greifen zu einem schlauen Buch, schauen Dokus oder... gehen in die Kneipe! Für die geistreichen Abende sorgt SCIENCE GOES PUBLIC!
Die Veranstaltungsreihe bringt Kneipengäste mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen, die von ihren Forschungsprojekten erzählen, Experimente vorführen und mit den Menschen diskutieren. Am 18. Oktober startet die nächste Runde. Wir haben mit Michael Gerber, einem der Mitbegründer der Reihe, über SCIENCE GOES PUBLIC! gesprochen.

SCIENCE GOES PUBLIC! ist ein Bremerhavener „Kind“. Wann und wie ist die Veranstaltungsserie entstanden?

GERBER: Die Idee wurde 2015 in unserem Netzwerk „Pier der Wissenschaft“ geboren, als wir mit den Planungen zum zehnjährigen Jubiläum der „Stadt der Wissenschaft“ beschäftigt waren. Wir hatten das Ziel, die Wissenschaft stärker in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und den Menschen allgemeinverständlich zu vermitteln. SCIENCE GOES PUBLIC! macht genau das. Wir holen die Wissenschaft raus aus den Hörsälen und rein in das entspannte Ambiente einer Kneipe. Den Gästen bieten sich hier wunderbare Gelegenheiten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kennenzulernen, die Freude an ihrer Forschung haben und offen für Diskussionen sind. Die ersten Veranstaltungen wurden so gut angenommen, dass wir eine Serie daraus gemacht haben. Seit 2017 ist auch Bremen dabei.

Gab es Vorbilder aus anderen Städten oder Ländern?

GERBER: Wir haben uns an keinem konkreten Vorbild orientiert. Die Grundidee ist allerdings nicht neu. Wissenschaftliches Wissen in geselliger Runde auszutauschen, war bereits in den Salons des 19. Jahrhunderts verbreitet. In Berlin gab’s um 1870 den Gelehrtensalon von Anna von Helmholtz. Im „Litfaß“, der ersten Freiburger Studentenkneipe überhaupt, wurde schon Mitte der 1880er Jahre „feuchtfröhliche Wissenschaft“ betrieben. Diese Idee wird heute in vielen Städten wiederbelebt. Auch wenn sich die Veranstaltungen unterscheiden, gibt es eine grundlegende Schnittmenge: Veranstaltungsort ist immer eine Bar, Kneipe oder Gaststätte.

Wie finden Kneipen und Wissenschaftler zusammen? Gibt es dafür ein spezielles Organisationsteam?

GERBER: Unsere Arbeitsgruppe „SCIENCE GOES PUBLIC!“ trifft sich im Vorfeld jeder neuen Reihe, organisiert Termine und bestimmt Veranstaltungsorte. „Pier der Wissenschaft“ ist ein Netzwerk wissenschaftlicher und kultureller Institutionen in Bremerhaven. Diese Besonderheit hilft uns natürlich dabei, Kontakte in beide Richtungen zu pflegen. In den Quartieren unterstützen uns außerdem die jeweiligen Werbegemeinschaften bei der Organisation.

Nach unserer eigenen Erfahrung ist die Resonanz bei den Kneipenbesuchern großartig. Wie bewerten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die ungewöhnlichen Begegnungen?

GERBER: Ein nettes Feedback haben wir beispielsweise von Karl Michael Werner aus dem Johann Heinrich von Thünen-Institut zum gelungenen Abend „Auf den Spuren des Kabeljau“ bekommen. Er hat in der Szenekneipe „Rüssel“ vor tollem Publikum von seiner Grönlandexpedition erzählt. Ähnliches hören wir von vielen Veranstaltungen.

Der Erfolg lässt sich auch daran ablesen, dass SCIENCE GOES PUBLIC! inzwischen zu einer Initiative des Landes Bremen geworden ist. Was hat sich dadurch verändert?

GERBER: Die Reichweite der Veranstaltung hat sich durch den Zusammenschluss noch einmal deutlich verstärkt. Wir haben eine gemeinsame Homepage gestartet. Zudem gibt es nun jedes Jahr einen gemeinsamen Flyer, mit dem wir über die zeitgleich in Bremen und Bremerhaven stattfindenden Termine, Kneipen und wissenschaftlichen Themen informieren. Nach dem tollen Erfolg der Frühjahrsreihe 2018 können wir für Bremerhaven feststellen, dass wir im dritten Jahr endgültig bei den Menschen angekommen sind und sich die Serie etabliert hat.

Was dürfen die Gäste in den Kneipen Bremerhavens und Bremens vom Herbstprogramm erwarten? Gibt es besondere Pläne für die Zukunft?

GERBER: Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass man sich auch beim aktuellen Herbstprogramm wieder auf einen spannenden Themen-Mix freuen darf. Eine kleine Abweichung gibt es in Bremerhaven: Am 25. Oktober wird SCIENCE SLAM in das Programm integriert. Bei diesem Wettbewerb versuchen junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Gäste mit einem originellen Slam-Vortrag zu begeistern. Das Publikum ist die Jury und wählt den Sieger des Abends. SCIENCE SLAM geht im Stadtteil Lehe über die Bühne. „DIE THEO/STORMS SÖBEN“ in der Lutherstraße 7 ist ein idealer Ort dafür. In Lehe ist ja auch die GEWOBA zu Hause. Wir würden uns freuen, wenn viele der Mieterinnen und Mieter dieses Ereignis mit uns teilen!

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Wir holen die Wissenschaft raus aus den Hörsälen und rein in das entspannte Ambiente einer Kneipe.

Michael Gerber, Leiter Stadtmarketing Bremerhaven und Mitgründer SCIENCE GOES PUBLIC!

Das neue Herbstprogramm läuft vom 18.10. bis zum 29.11.2018 – jeweils donnerstags um 20:30 Uhr.
Alle Themen, Termine und Orte unter:
www.sciencegoespublic.de

„Einmal Mars und zurück, bitte!“
SCIENCE GOES PUBLIC! macht Gaststätten zu Bühnen faszinierender Forschung. Wie das aussehen kann, zeigen unsere Impressionen aus der Kneipe GASTFELD vom 12. April 2018. Unter dem Titel „Vom (Über-)Leben auf dem Mars“ entführte Dr. Christiane Heinicke vom Raumfahrt-Institut ZARM die gebannt lauschenden Gäste auf den Roten Planeten.

Ein ganzes Jahr lang hat sie mit einem kleinen Team auf dem hawaiianischen Mauna Loa unter „marsähnlichen Bedingungen“ gelebt, um wichtige Erkenntnisse für zukünftige Raumflüge zu gewinnen – in einer Wohnkuppel von nur 11m Durchmesser und von der Außenwelt völlig abgeschlossen: reichlich Stoff für einen Vortrag, der mit tosendem Applaus belohnt wurde und in ein anregendes Frage-Antwort-Spiel mündete. So bringt man Wissenschaft unter die Leute!