Den eigenen Wurzeln auf der Spur

Ein historischer Zufallsfund inspiriert Andreas Finke (55) zu einer spannenden Zeitreise. Unterstützt durch den Verein „Die Maus“ begibt er sich auf Spurensuche und bringt innerhalb kürzester Zeit Namen und Herkunft von insgesamt zwölf Generationen „Finkes“ ans Licht.

Als Schifffahrtskaufmann Andreas Finke (55) im März diesen Jahres ins Homeoffice wechselt, geht es ihm wie so vielen: Allein durch das Wegfallen des täglichen Pendelns steht ihm in den Corona-Anfängen plötzlich viel mehr freie Zeit zur Verfügung. Und eben die will sinnvoll genutzt werden.

Im Handumdrehen stellt der gebürtige Bremer die komplette Wohnung auf den Kopf, füllt an die 15 Müllsäcke mit unnötigem Ballast und lästigen Staubfängern, sortiert veraltete Papiere und dutzende Fotos. Dabei fällt ihm die Geburtsurkunde seines Urgroßvaters in die Hände. Andreas Finke: „Zum ersten Mal überhaupt sah ich mir das alte handgeschriebene Dokument genauer an und blieb am Namen des Kindsvaters hängen. Auf gut Glück gab ich diesen bei Google ein – und das Abenteuer nahm seinen Lauf.“

Über die Suchmaschine stößt Andreas Finke, der seinen Urgroßvater noch persönlich kannte, auf den digitalisierten Eintrag einer Sterbeurkunde, aus der hervorgeht, dass sein Ururgroßvater im Jahr 1910 in Bremen gestorben ist. Genauer – in Woltmershausen, wo auch er selbst, sein Vater, Groß- und Urgroßvater lebten.

Verein „Die Maus“ unterstützt bei der Familienforschung

An diesem Punkt hätte die Spurensuche enden können, denn weiter kam Andreas Finke mit seinen eigenen Recherchen zunächst nicht. Dann jedoch stieß er auf den Verein „Die Maus“, der in Zusammenarbeit mit dem Bremer Staatsarchiv kostenfrei bei der Familienforschung in Bremen und Umgebung unterstützt. Nach einer simplen Terminanfrage per E-Mail wird er nur Tage später von einer Ehrenamtlichen des Vereins beraten. Und basierend auf den bisherigen Erkenntnissen fördert diese mit nur wenigen Klicks und gezielten Handgriffen weitere Vorfahren zu Tage. Allesamt geboren und aufgewachsen in Woltmershausen und Klosterseelte, einem Ortsteil im niedersächsischen Kirchseelte. Die Aufzeichnungen in den Kirchenbüchern reichen zurück bis ins Jahr 1712.

Eine Reise in die Vergangenheit lehrt Demut und Dankbarkeit

Zum Vorschein kamen Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden, die so einige Rückschlüsse auf das Leben der Finkes zuließen. Andreas Finke: „Erschreckend fand ich, wie viele Frauen im Kindbett starben, wie viele Kinder an den Masern. Und natürlich die Erkenntnis, dass ein hart arbeitender Mann von 40 Jahren im 18. Jahrhundert schon ein alter Mann war. Das macht sowohl demütig als auch dankbar – vor allem für den medizinischen Fortschritt und das eigene komfortable Leben.“

Der Gedankenreise folgt ein Kurztrip: An einem sonnig-warmen Tag Mitte September radelt Andreas Finke die 22 Kilometer bis Kirchseelte, um mit eigenen Füßen genau die Wege abzuschreiten, die seine nicht länger namenlosen Vorfahren bereits im 18. Jahrhundert gegangen sind. Genächtigt wird im „Dreimädelhaus“, einem restaurierten Landgasthof anno 1767.

Kleine Spuren, die Unsterblich machen

Nach der Rückkehr von seinem geschichtsträchtigen Kurztrip zieht der 55-Jährige Bilanz: „Nachdem ich so weit in die Vergangenheit zurückgereist bin, fühle ich mich mir selbst und meiner Geschichte auf eine irgendwie unbeschreibliche Art und Weise näher. Auch oder vielleicht gerade, weil mein Stammbaum auf den ersten Blick einer von vielen ist.“

„Weder haben meine Vorfahren etwas Tolles erfunden, noch waren es reiche Leute. Und tatsächlich kamen sie alle aus Woltmershausen, Kirchseelte und Umgebung. Klingt unspektakulär – für mich jedoch bedeuten diese Erkenntnisse sehr viel. Ich bin stolz darauf, auf dutzende Generationen bodenständiger, ehrlicher, hart arbeitender und heimatverbundener Menschen zurückzublicken. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Keiner von uns lebt ewig und doch machen uns die Spuren, die wir hinterlassen, unsterblich. So klein sie auch zu sein scheinen.“

Bis zu einem Geburtseintrag des Albert Finke im Jahre 1585 in Sörhausen führt die Spurensuche schon zurück. Für Andreas Finke ist sie auch damit noch nicht abgeschlossen.

Johann Carl und Anna Regine Finke sind die Ururgroßeltern. Das Bild ist 1905 entstanden.
Amtliche Eintragungen zu der Familie Finke aus Rablinghausen und Woltmershausen

Ahnenforschung

Die Maus | Gesellschaft für Familienforschung Bremen e. V.
Bremer Staatsarchiv
Am Staatsarchiv 1
28203 Bremen

Anmeldungen via E-Mail:
archiv@die-maus-bremen.de
www.die-maus-bremen.info

Weitere Möglichkeiten zur Recherche:
Online Ortsfamilienbücher unter www.online-ofb.de