Es war eine feierliche Einweihung in Corona-Zeiten: Teilverhüllt war nicht nur eine Betonmauer am Kommodore-Johnsen-Boulevard, sondern auch die Gesichter der Gäste. An der Ecke Ehrenfelsstraße zieht seit Freitag ein leuchtend blauer Wandfries alle Blicke auf sich. Geschaffen hat das acht Meter lange Kunstwerk Dorothea Kneller. Zu sehen auf 470 von ihr entworfenen und handgefertigten Fliesen sind zwei Linien, die miteinander kommunizierende Bänder darstellen. Knapp ein Jahr lang experimentierte die Bremerin mit dem Muster und der Anordnung der einzelnen Fliesen auf dem Kunstwerk. „Jede Fliese ist an ihrem Platz einzigartig angeordnet und damit ihre Position genau definiert. Es gefällt mir, dass dabei das Thema der Begegnung – alles
ist mit allem verbunden – gezeigt werden kann“, erläutert Frau Kneller.
GEWOBA fördert Kunst im öffentlichen Raum
Bei dem integrativen Wohnprojekt soll die mit Fliesenkunst bekleidete Mauer den Innenhof zwischen Kita und dem Atelierbau „Blaue Manege“ zur Straße hin abschließen und ist neben dem Sicherheitsaspekt nun auch ergänzendes optisches Symbol für das kreative Treiben in dem außergewöhnlichen Lebensraum-Projekt. „Da ein Projekt in dieser Größenordnung die Kapazitäten der hauseigenen Keramikwerkstatt der Blauen Manege überschritten hat, haben wir die Fliesen in der Firma Golem in Frankfurt an der Oder brennen und glasieren lassen“, bedankte sich die Künstlerin bei der GEWOBA, die die Kosten für die Produktion übernahm. Eine vertikale Begrünung könnte zukünftig das Mosaik einrahmen, die Machbarkeit wird geprüft. Zum nächsten Kunst.Hafen.Walle wird dieses öffentliche Kunstwerk sicher auf die Routenplanung für das ebenfalls von der GEWOBA geförderte Kunstfestival im Bremer Westen verankert sein.
Ein Ort für inklusives Wohnen und Arbeiten
In Kooperation mit der Blauen Karawane e.V., der Kita Quirl-Kinderhäuser e.V., dem Martinsclub Bremen e.V. und dem Verein Inklusive WG Bremen e.V. ist auf dem Karree zwischen Kommodore-Johnsen-Boulevard und Herzogin-Cecilie-Allee im Neubaugebiet Überseestadt ein Projekt zum inklusiven Leben, Wohnen und Arbeiten entstanden. Das Haus stellt für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung eine Alternative zu betreuten Wohnformen oder dem Leben in Heimen dar. Dieses Gesamtkonzept ist in seiner Art erstmalig in Deutschland. Zum Zentrum des gemeinschaftlichen Lebens sollen sich die Veranstaltungsräume in dem „Blaue Manege“ genannten Gemeinschaftsgebäude entwickeln. In dem knapp 670 Quadratmeter großen Holzbau mit markanter Dachstruktur finden Ateliers für soziale, handwerkliche und künstlerische Aktivitäten Platz. Eine inklusive Kita von QUIRL Kinderhäuser bietet gleich nebenan 60 Betreuungsplätze für Kinder an.
Eine große Einweihungsfeier zur Fertigstellung der gesamten Innen- und Außenräume war für Ende Juni geplant. Diese wird aufgrund der Veranstaltungsverbote voraussichtlich auf 2021 verschoben.
Zur Künstlerin:
Dorothea Kneller ist leidenschaftliche keramische Gestalterin. Seit 20 Jahren ist sie ehrenamtlich bei der Blauen Karawane aktiv. Dort hat die Absolventin der Ottersberger Hochschule für Künste im Sozialen die Keramikwerkstatt aufgebaut und gibt regelmäßig Kurse.