Sie sind bis heute die „Erstmieterin“ dieser Wohnung. Wann sind Sie eingezogen?
BÜELER: Am 1. November 1956 bin ich mit meinen Eltern in genau diese Wohnung hier gezogen. Der dreistöckige Block war in dem Jahr gerade erst fertiggestellt worden. Es war also ein Erstbezug und die Miete sogar für damalige Verhältnisse sehr günstig. Ich habe nochmal im alten Vertrag nachgeschaut, da steht: 75,30 DM. Vermieter war die Wohnungsgesellschaft „Neue Heimat“, später hat die GEWOBA die Häuser übernommen und modernisiert.
Wie sah es hier damals aus?
BÜELER: Wir haben Mitte der 50er die Bauarbeiten von Horn aus verfolgt, wo wir damals wohnten. Die ganze Vahr war noch eine Wiese, wir sind früher zum Champignonsuchen hier hergekommen. Dann begann die „Neue Heimat“ mit den Bauarbeiten. Als wir herzogen, entwickelte sich erst langsam eine Infrastruktur. So gab es etwa noch keine Kirche. Die Gemeinde traf sich in der Wohnung von Pastor Gerhard Ahlers, in der Wienhauser Straße 17. Erst 1960 bekamen wir die Kirche in der Bardowickstraße.
1968 dann haben Sie die Wohnung Ihrer Eltern übernommen. Was hatte sich im Quartier bis dahin geändert?
BÜELER: Es gab eine Vielzahl kleiner Läden, die inzwischen aber alle wieder verschwunden sind: eine Buchhandlung, einen Gemüse- und einen Tabakladen, eine Drogerie und verschiedene Kaufmannsläden, eine Post, eine Sparkasse und sogar ein Kino im Haverbeckerweg. Fünf Ärzte gab es insgesamt. Einer von ihnen hatte seine Praxis hier im Haus, direkt in der Nachbarwohnung.
Es ist ruhig und schön grün. Wir heißen nicht umsonst „Gartenstadt“.
Was macht den Stadtteil für Sie heute noch so attraktiv?
BÜELER: Es ist ruhig und schön grün. Wir heißen nicht umsonst „Gartenstadt“. Die wichtigsten Läden, wie Supermarkt, Apotheke, Frisör, kann ich immer noch fußläufig erreichen. Alles andere kriege ich in der Berliner Freiheit. Ich könnte dort mit Bus und Bahn hinkommen, aber mit dem Auto finde ich es praktischer. In die Innenstadt dagegen fahre ich immer nur mit dem Bus, der direkt vor meiner Tür hält. In 16 Minuten bin ich am Bahnhof, in 23 Minuten an der Domsheide – das ist perfekt. Die Verkehrsanbindung hat sich im Laufe der Jahre deutlich verbessert. Ich fühle mich hier ausgesprochen wohl. Für mich ist es Gold wert, dass ich bei Bedarf unseren Hauswart jederzeit erreichen kann. Und nicht zuletzt habe ich hier eine ganz tolle, über die Jahrzehnte zusammengewachsene Hausgemeinschaft und Nachbarschaft.
Unternehmen Sie auch etwas gemeinsam?
BÜELER: Unbedingt. Wir gehen jedes Jahr gemeinsam zum Grillen, das die GEWOBA hier veranstaltet. Dazu verabreden wir uns vorher. Oder wir nehmen an den Ausflügen der GEWOBA teil, wie in diesem Jahr nach Helgoland. Und sonst trifft man mich regelmäßig im BISPI, das ist ein Nachbarschaftstreff in der Bispinger Straße. Früher war das eine Kneipe. Heute befindet sich dort auf Initiative des Vereins BISPI ein Treffpunkt. Hier gibt es Angebote von Yoga und Turnen über Bingo und Kartenspielen bis hin zum Gedächtnistraining. Im BISPI trifft man immer jemanden, da ist man nie allein.