Herzenssache Gemeinschaft

Ein offenes Haus für alle und ein ebensolches Herz – dafür steht Ingrid Zahn. Die 62-jährige Erzieherin ist seit 12 Jahren Leiterin des Familienzentrums der AWO in der Louise-Schröder-Straße in Leherheide. Zwölf dieser Anlaufpunkte für Familien gibt es in der Stadtgemeinde Bremerhaven, zwei allein in Leherheide: „Weil es hier einen großen Bedarf für Familien gibt“, sagt Ingrid Zahn. Seit der Gründung des Familienzentrums ist sie mit dabei.

Generationen Leherheider ins Herz geschlossen
Ingrid Zahn hat ganze Generationen begleitet. Seit 1963 lebt sie dort, ist dort aufgewachsen, hat die wechselhaften Zeiten hautnah miterlebt. 31 Jahre hat sie in der KiTa „Max und Moritz“ gearbeitet. Ihre Mutter ist 86 Jahre alt, wohnt in der Jakob-Kaiser-Straße. Hier, in ihrem Kiez, hat Ingrid Zahn mit 15 auch ihren Mann kennengelernt, der von Anfang an gewusst habe, erzählt die 62-Jährige schmunzelnd, dass er seine Frau teilen müsse mit den Menschen, die ihr nun mal ans Herz gewachsen seien.

Ein offenes Haus
Apropos Herz: Ein echtes Herzensanliegen ist Ingrid Zahn das Familienzentrum, das sie als offenes Haus für alle bezeichnet, in dem fast alles kostenlos ist. Entstanden aus einem Stadtteilcafé mit Mittagessen, hat das Familienzentrum vor allem eines: viel Zeit und Raum für Eltern. Viele Mütter kommen gerne hierher – Kontakte, sagt die 62-Jährige, seien wichtig, um die Menschen aufzufangen. Längst ist das Familienzentrum an der Louise-Schröder-Straße auch Gastgeber für andere Anbieter, den Jugendmigrationsdienst beispielsweise oder die Familienbildungsangebote der „Lerche“ und nicht zu vergessen die Delfi-Babykurse von Michaela Schwitalla. Ein offenes, buntes Haus, geprägt von Bewegung, Musik und Gemeinschaft.

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Leherheide ist mein Kiez.

Ingrid Zahn

Schlüsselrolle für Integration
„Das Familienzentrum ist Frau Zahn“, sagt eine Mutter im Vorbeigehen und lächelt. In diesem Satz spiegelt sich die hundertprozentige Identifikation der Pädagogin mit Herzblut ebenso wider wie die Personalsituation. Denn neben einer Unterstützungskraft, die Eltern-Kind-Gruppen betreut, und einigen Menschen, die aus der Langzeitarbeitslosigkeit als ungelernte Kräfte unterstützen, ist es vor allem Ingrid Zahn, die den „Laden“ schmeißt. Für Einzelgespräche nimmt sie sich genauso Zeit wie für die Netzwerkarbeit, die ganz wichtig sei im Stadtteil. „Niedrigschwellige Angebote sind der Schlüssel zur Integration. Masha ist ein Beispiel dafür: Die junge Ukrainerin kam ins Familienzentrum, knüpfte schnell Kontakte und leitet nun einen Malkurs für 15 Kinder.

Familienzentren entlasten und begleiten
Da die kulturelle Vielfalt in Leherheide auch mal Zündstoff liefere, ist es „umso wichtiger, mit den Menschen zu reden, bevor Probleme entstehen“. Dies könne man nicht an die Tür schreiben, das müsse man leben. „Wir Familienzentren sind sowas wie das Frühwarnsystem, das idealerweise das Jugendamt entlastet und Eltern gut begleitet“, bringt es Ingrid Zahn auf den Punkt. Die GEWOBA begleitet die Arbeit des Familienzentrums mit der Finanzierung von Festen, notwendigen baulichen Veränderungen und vielen kleinen und großen Investitionen. „Die GEWOBA war von Anbeginn an unserer Seite, hat in diesem Stadtteil unglaublich viel Grün geschaffen und unermüdlich modernisiert – es ist heute mehr denn je ein lebenswertes Quartier.“

Zu hause in Leherheide – Alles in Balance
„Ich liebe meine Arbeit und komme jeden Tag gerne hierher“, sagt Ingrid Zahn voller Überzeugung. Und wer ihr dabei ins fröhliche Gesicht schaut, hat keinen Zweifel daran. Energie und Ausgleich schöpft die rüstige Erzieherin im Ausdauer- und Kraftsport. Auf die Frage nach dem Lieblingsort muss sie dann doch noch ein bisschen überlegen: „Der Erikasee bei uns in Leherheide.“ Schön, wenn das Gute so nah ist.