In Freiburg, Bremen und Berlin durften im Rahmen des bundesweiten Programms Stromspar-Check (SSC) über die örtlichen Energie- und Klimaschutzagenturen jeweils 30 Balkonsolaranlagen an Haushalte mit einem geringen Einkommen verschenkt werden. Die am Balkongeländer installierten Mini-Kraftwerke produzieren klimafreundlichen Strom für zu Hause. Der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist. In Bremen hat die GEWOBA das Modell-Projekt mit der BEKS EnergieEffizienz GmbH in der vorderen Überseestadt realisiert. Die Installation wurde vom Bremer SolidarStrom vorgenommen.
»Ein Leben ohne Balkonkraftwerk kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.«
Sonnenstrahlen einfangen
Im Frühjahr wurden bei Lutz Bielefeld und seinen Nachbarinnen und Nachbarn 30 Balkon-Kraftwerte installiert. Der verbrauchsbewusste Bremer hatte sich Wochen zuvor auf den Aushang im Hausflur für die Teilnahme beworben. „Das fand ich super. Ich achte schon sehr auf energiesparendes Verhalten, wollte aber noch mehr tun.“ Gesagt, getan. Er zeigt, wie er auf seinem Smartphone die Erträge und Verbräuche seiner Module mithilfe einer App überprüfen kann. „Hier ist gut zu erkennen, was die Sonne sogar jetzt im Herbst noch an Energie bringen kann“, deutet er auf eine Grafik in seiner App. „Meinen Haushaltsstrom kann ich an einem perfekten Sommertag bei vollem Sonnenschein beinahe komplett abdecken.“ Kühlschrank, Beleuchtung, TV, Ladegeräte und einige weitere Verbraucher werden dann in seiner 48 Quadratmeter großen Single-Wohnung mit auf dem Balkon erzeugtem Strom betrieben.
Eigeninitiative und Technik-Affinität
„Ich war vorher schon ziemlich gut informiert und habe es geschafft, meinen Verbrauch von 1.700 KWh auf 1.400 KWh zu reduzieren“. Und nicht nur beim Strom lässt sich viel Geld sparen. Mit kleinen Einbauten wie Sensoren an den Fenstern werden beispielsweise die nachgerüsteten Heizkörper sofort automatisch ausgeschaltet, wenn Balkontür oder Fenster geöffnet sind. Genial! Investition hierfür: circa 130 Euro. Der Juli hatte nicht so viele Sonnenstunden, Energie wurde aber dennoch genug erzeugt. Mit einem Speicher kann der junggebliebene Frührentner zudem bis zu 2,24 KWh Strom speichern – Das ist Energie für rund einen halben Tag. Die Anschaffung des Speichers war eine bewusste Entscheidung. „Nicht ganz günstig, aber langfristig eine lohnenswerte Sache. Die Solaranlage hätte ich mir nicht einfach leisten können – aber dank des Projekts habe ich diese Anschaffung gespart.“ Er ist von der Rolle der Privathaushalte an der Energiewende überzeugt und sagt: „Es sollte viel mehr in diese Richtung gefördert werden.“
Sind die Nachbarn auch so „elektrifiziert“ im Projekt dabei?
Lutz Bielefeld war so begeistert von dem Modellprojekt, dass er auch Nachbarinnen und Nachbarn zur Teilnahme bewegte. „Einige waren zögerlich, vielleicht auch wegen sprachlicher Verständigungsbarrieren“. Schließlich war die Teilnahme am Stromspar-Check und einem Monitoringbesuch nach einem Jahr Voraussetzung zur Teilnahme am Modellprojekt. Letzendlich wurden genügend Haushalte gefunden und alle Anlagen installiert und in Betrieb genommen. „Und die bereuen es natürlich nicht. Auch ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, ohne Balkon-Sonnenenergie zu wirtschaften“, bringt er seine Überzeugung auf den Punkt.
Energiewende mitgestalten
Die GEWOBA unterstützt den privaten Einsatz von Solarmodulen auf dem eigenen Balkon gerne. „Ein formloser Antrag reicht, unsere Techniker prüfen dann die Gegebenheiten und schaffen nach Möglichkeit die erforderlichen Voraussetzungen“, erklärt GEWOBA Vorstand Manfred Corbach.
Gut zu wissen:
Wohnungsunternehmen spielen eine wichtige Rolle bei der Reduzierung von Energieverbrauch und CO2-Emissionen. Sie können beste Voraussetzungen durch energetische Modernisierungen ihrer Gebäude und den Einsatz regenerativer Energieträger schaffen, um die Emissionen von Privathaushalten zu reduzieren.