Moderne Sagengestalten

Die GEWOBA fördert Kunst im öffentlichen Raum – Neue Argonauten auf Glücksuche in Osterholz.
Das Schweizer Viertel hat neue Mitbewohner. An der Ecke Züricher Straße/Graubündener Straße sind „Neue Argonauten“ eingezogen.

Mit lässig jugendlichem Charme verkörpern die beiden überlebensgroßen Bronzestatuen des Künstlers Klaus Effern das lebendige, multinationale Miteinander in Osterholz und regen zum Nachdenken an. Wie ihr antikes Vorbild, der griechische Held Iason, sind auch die beiden Jugendlichen auf der Suche nach einem Goldenen Vlies: Liebe, Freiheit, Arbeit oder ein neues Smartphone – je nachdem, was Betrachter für ihr persönliches Glück halten. „Die Aussage habe ich ganz bewusst offen gelassen, sodass jeder seine eigenen Vorstellungen wiederfinden kann“, sagt der Künstler Klaus Effern.

Internationale Friedensboten
Über die auffällige Kette mit dem Schriftzug „Love“, die einer der Neuen Argonauten um den Hals trägt, will der Künstler dennoch eine universelle Friedensbotschaft vermitteln. Zugleich transportiert sie den heldenhaften Ursprung der Figuren in eine traurige Gegenwart. „Die Menschen, die heute übers Mittelmeer zu uns kommen, sind keine erfahrenen Seefahrer mit schnellen Schiffen“, sagt Effern. „Es sind Flüchtlinge in klapprigen Kähnen und Schlauchbooten, die jederzeit untergehen können.“ Auch das Skulpturen-Ensemble war zunächst auf der Suche nach einem Zuhause. In Osterholz ließ der Stadtteilbeirat Entwürfe an drei verschiedenen Stellen probeweise aufstellen, um mit Bewohnern den idealen Standort zu finden – ein außergewöhnliches Beteiligungsverfahren.

Bereicherung für den Stadtteil
Dass die Neuen Argonauten nun auf der Grünfläche an der Ecke Züricher Straße/Graubündener Straße angekommen sind, hat auch das Engagement der GEWOBA ermöglicht. Sie stellt nicht nur die Fläche kostenlos zur Verfügung und gestaltet diese um, sondern hat sich auch an den Kosten beteiligt. „Kunst darf nicht nur das Privileg der Innenstadt sein“, sagt GEWOBA-Bereichsleiter Ralf Schumann. „Sie gehört auch und vor allem in die Wohnquartiere am Rande der Stadt. Zu Menschen, die mit Kunst nicht oder nur selten in Berührung kommen – auch, weil sie es sich nicht leisten können.“ Die GEWOBA fördert daher seit Jahren Kunst im öffentlichen Raum, insbesondere an zentralen, markanten Stellen in Quartieren, die für Bewohner und Besucher gleichermaßen frei zugänglich sind. Die Neuen Argonauten haben die GEWOBA-Verantwortlichen so beeindruckt, dass sie es nicht bei den Bronze-Abgüssen belassen wollten: Sie haben zusätzlich die Originale aus Holz im Foyer des OTe-Zentrums an der Otto-Brenner-Allee 44/46 aufstellen lassen.