Ruhe, Grün und gute Nachbarschaft

Unsere Mieterin Christina wächst in Bremerhaven-Leherheide auf, geht hier zur Schule, findet Freunde fürs Leben. Heute lebt sie hier mit Partner Oleg und Tochter Zofia in einer Wohnung, die Ruhe schenkt und Nachbarschaft großschreibt.

Vor dem Acht-Parteien-Haus in der Hermann-Ehlers-Straße rauschen die Blätter des alten Baumbestands leise im Wind. Ansonsten ist es still und grün. Fröhlich öffnet uns Christina die Wohnungstür. Barfuß und lächelnd, in der Luft liegt der Duft von frischer Minze. „Kommen Sie rein. Tee? Der ist vom Balkon, aus eigener Ernte.“

Singende Balkone
Das Herzstück der Wohnung: Ein Ecksofa mit Platz fürs Zusammensein mit Familie & Freunden.
Singende Balkone

Hier passt alles
Auf rund 65 Quadratmetern lebt Christina hier mit ihrer achtjährigen Tochter Zofia und ihrem Partner Oleg. Die Wohnung hat drei Zimmer. Das Herzstück ist das helle Wohnzimmer mit Blick ins Grüne. „Als ich zur ersten Besichtigung kam, habe ich die Aufteilung gesehen und sofort gewusst: Das passt. Das große Wohnzimmer, der Balkon, die ruhige Lage – und meine Mutter in der Nähe. Als Alleinerziehende war das für mich damals entscheidend.“ Einziehen konnte sie allerdings nicht sofort. Vier Monate lang wurde renoviert – in Eigenregie und mit Hilfe von Freunden und Familie. „Neue Böden wurden verlegt, die Wände und Decken tapeziert und gestrichen, die Küche erneuert, Türen lackiert, sogar alle Lichtschalter getauscht.“ Die erste Nacht in der neuen Wohnung bleibt der jungen Mutter unvergessen: Es war Zofias erster Geburtstag.

Leben pur
Der Stadtteil Leherheide bietet der jungen Familie alles, was sie braucht. Schulen, Kita, Einkaufsmöglichkeiten, Apotheke und Arztpraxen, Spielplätze und Erikasee – alles ist nah. Praktisch ist auch der kurze Schulweg: „Von hier aus braucht Zofia nur fünf Minuten bis zur Ganztagsschule. Nachmittags bleibt Zeit für Freundinnen, Inlinerfahren, Kung Fu- oder Klavierunterricht.“

Ruhefarben als Kontrast
Die Wohnung ist auffallend hell und stilvoll eingerichtet. Weiß und Beige bestimmen den Look, dazu Boho-Akzente, gehäkelte Kissen, helles Holz und weiche Stoffe. „Aufgewachsen bin ich ganz anders: Meine Mutter liebte bunte Wände und starke Kontraste“, erklärt Christina und lacht. „Ich brauche Ruhefarben.“ Dazu kommen viele Pflanzen. Große, kleine, Ableger in Gläsern. Die Setzlinge verschenkt sie an Freundinnen und Familie. „Einen grünen Daumen hatte ich eigentlich nicht. Ich habe gelernt, zu beobachten und Geduld zu haben. Manchmal sagt Oleg: ‚Die schafft es nicht mehr.‘ Und dann blüht sie plötzlich wieder. Eine seiner Avocadopflanzen habe ich so gerettet.“ Ihr Lieblingsstück ist das E-Piano, an dem nicht nur sie immer wieder gerne sitzt, sondern an dem nun auch ihre Tochter das Klavierspielen lernt. Dafür verzichtet sie bewusst auf einen großen Esstisch im Wohnzimmer. „Zu dritt essen wir am ausziehbaren Tisch in der Küche oder einfach auf der Couch.“ An der Wand hängt ein Bild mit dem Schriftzug „Bali“ – ein Lieblingsstück der Bremerhavenerin. „Zofia und ich waren dort, da war sie gerade zwei. Die Natur, die Menschen – das hat mich tief beeindruckt. Seitdem ist Bali mein absoluter Lieblingsort. Und ich träume davon, dort irgendwann einmal zu leben.“

Kurzurlaube auf Balkonien: Für die junge Mutter bedeutet das Entspannung pur.
Singende Balkone

Balkon-Liebe
Bis dahin ist der Balkon ihre kleine Oase. Solarlichterketten, Kräuterkästen, ein Zitronenbäumchen. Im Frühjahr wachsen Erdbeeren, dazu Chilis, Schnittlauch, Kresse, Minze und Koriander. „Wir kochen oft frisch, mal Oleg, mal ich. Smoothies mag ich besonders. Meine kleine Auszeit ist ein Tee, Matcha oder Smoothie auf dem Balkon, Augen schließen, atmen.“ Seit anderthalb Jahren lebt Oleg mit in der Wohnung. Kennengelernt haben sie sich durch einen Zufall – und ein wenig Mut. „Wir kannten uns vom Sehen, haben uns früher im Viertel gegrüßt. Dann habe ich ihn in der Dating-App Tinder gesehen und geschrieben: ‚Hey, wir sind doch Nachbarn.‘ Der Rest ist Geschichte.“ Heute ist die kleine Familie eine harmonische Einheit. „Olegs Familie hat Zofia und mich wie selbstverständlich ganz unkompliziert und herzlich aufgenommen. Dafür bin ich noch immer dankbar.“

Beruf mit Herz
Während Zofia in der Schule ist, arbeitet Christina als Heilerziehungspflegerin in einer Tagesstätte der Lebenshilfe. „Ich wollte immer etwas Soziales machen. Nach dem Abi dachte ich an ein Studium, aber nach meinem FSJ bei den Elbe-Weser-Werkstätten habe ich die Ausbildung an der Fachschule gewählt.“ Heute ist sie froh über diese Entscheidung. Sie mag ihre Arbeit sehr und schätzt besonders den Umgang mit den Menschen, die sie begleitet. Auch das Team liegt ihr am Herzen – mit vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen verbindet sie ein vertrauensvolles, herzliches Miteinander.

Singende Balkone

»Es ist ruhig und grün und die Wege sind kurz. Das tut gut, vor allem mit Kind.«

Christina über Leherheide

Rückzug und Treffpunkt
Christinas Lieblingsraum ist das Wohnzimmer. Es ist hell, der Blick geht ins Grüne und es ist der perfekte Ort zum Entspannen – oder einen kuscheligen Filmabend mit der Familie. Dann wird das Sofa oft ausgezogen, es gibt Tee und Snacks. An anderen Tagen wird das Wohnzimmer zum Treffpunkt. Viele ihrer Freundinnen aus Kindertagen leben, genau wie Christina, bis heute in Bremerhaven. Da sind regelmäßige Treffen Pflicht. Man trifft sich auf dem Spielplatz, fährt Rad oder schaut einfach kurz vorbei. Noch mehr Leben und Lachen findet sich im Kinderzimmer, gegenüber der Wohnungstür. Hier steht ein weißes Hochbett mit Schreibtisch darunter. Den Vorhang um das Bett, Zofias gemütlichen Rückzugsort, hat Christinas Mutter für die Enkelin genäht. In der Ecke steht ein Barbie-Traumhaus. An den Wänden hängen Fotos aus Babytagen und bunte Bilder.Das Schlafzimmer ist praktisch eingerichtet. Ein heller Kleiderschrank steht gegenüber eines samtig-grauen Boxspringbettes vor einer roséfarbenen Wand. Über dem Kopfteil: das Bild eines Elefanten. Um einen bodentiefen Spiegel rankt sich eine Lichterkette.

Ein Traum in Pastell: Das ist das Reich von Tochter Zofia (8).
Singende Balkone
Singende Balkone

Fast wie Familie
In dem Mehrfamilienhaus fühlt sich Christina von je her sicher und geborgen. „Von Anfang an hatten wir ein gutes Miteinander. Alt und Jung, Alleinlebende, Paare, Familien – eine gelungene Mischung.“ Man nimmt Pakete an, hält Türen auf, hilft beim Tragen. Zofia hat im Haus eine Freundin gefunden. „Vor allem unser älterer Nachbar gegenüber ist sehr kinderfreundlich. Er hat sie schon immer mit Süßem verwöhnt.“ Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein Moment aus den ersten Jahren. „Ich hatte einen Aushang gemacht, weil ich Geburtstag feiern wollte: ‚Bitte entschuldigt, falls es lauter wird.‘ Am nächsten Tag meinte eine ältere Nachbarin zwinkernd: Ob das schon alles gewesen sei? Da hätten sie letztens aber noch wilder gefeiert. Darüber muss ich bis heute lachen.“

Von Herzen Bremerhaven
Bremerhaven bedeutet ihr viel. „Wir wohnen dort, wo andere Urlaub machen. Deich, Meer, die Sail – und der Strand in Cuxhaven ist nah.“ Auch Leherheide schätzt sie. „Es ist ruhig und grün und die Wege sind kurz. Das tut gut, vor allem mit Kind.“ Aber auch Auszeiten müssen immer wieder sein. „Reisen erden mich. Ich merke dann immer, wie wenig man zum Leben und Zufriedensein eigentlich braucht. Dieses Glücksgefühl fern ab vom Leistungs- und Konsumdruck nehme ich mit. Im Alltag geht das dann allerdings nach und nach wieder verloren. Darum planen wir immer wieder kleine Auszeiten und, wann immer es geht, weite Reisen. Mazedonien steht als Nächstes auf der Liste. Das kann man gut mit dem Auto entdecken und es ist noch nicht so überlaufen.“

Zukunftspläne?
Oleg meint, Christina könnte mal wieder ausmisten. Sie lacht. „Ich trenne mich schwer von Dingen. Vielleicht brauchen wir irgendwann ein Zimmer mehr oder eine größere Küche. Zu dritt möchte man sich auch mal aus dem Weg gehen können. Aber diese Wohnung steckt voller Erinnerungen. Hier ist Zofia groß geworden, hat ihre ersten Schritte gemacht und ich fühle mich in unseren vier Wänden einfach sehr wohl. Die Entscheidung, tatsächlich zu gehen, fiele uns nicht leicht.“ Gleichzeitig träumt Christina davon, eines Tages vielleicht in einem anderen Land zu leben – zum Beispiel in Südostasien. „Konkrete Pläne gibt es nicht, doch die Idee begleitet mich schon lange.“ Am Ende unseres Gesprächs glimmen die Lichterketten auf dem Balkon. Draußen wird es dunkel. Christina sagt: „Zuhause ist hier. Ein Ort, an dem ich runterfahre, an dem wir uns als Familie geborgen fühlen, wo Freunde und Familie sind. Alles Neue muss sich ergeben, der Moment muss stimmen – und mit all dem hier mithalten können.“