MINI-KITA MIT FAMILIENANSCHLUSS
Zum gemeinsamen Frühstück kommt die fröhliche Rasselbande in die Küche. Danach geht es für gewöhnlich nach draußen. Mit dem Krippenwagen macht sich die Gruppe auf zum Turnen in der Bewegungslandschaft beim ATS Buntentor oder zum Erkunden der umliegenden Spielplätze.
Zum Tagesprogramm in der Wohnung der Familie Lange gehören Beschäftigungsangebote aus der musikalischen Früherziehung, Kinderyoga und natürlich das gemeinsame Spielen. Anregungen hierfür sowie entsprechende pädagogische Schulungen erhält die frühere Floristin Jennifer Lange seit Beginn ihrer Tätigkeit durch die PiB Fachberatung in Bremen und hilft seither Kleinkindern von null bis drei Jahren beim Wachsen und Gedeihen.
Über einen Flyer des PiB kam Jennifer Lange vor mittlerweile 15 Jahren zur Qualifikation als Tagespflegeperson sowie zu einer Zusatzbefähigung zur Arbeit mit eingeschränkten Kindern. Seither nutzt sie zur Unterstützung der Kommunikation Gebärden. Jennifer Lange: „Ob eingeschränkt oder nicht, dank der Gebärden können schon die Kleinsten ihre Wünsche und Gefühle verständlich äußern. Das ist sehr hilfreich bei der Betreuung von Kleinkindern.“
TAGESELTERN IN BREMEN GESUCHT!
Familiennahe Betreuungsplätze wie die bei Jennifer Lange sind heiß begehrt. Laut einer Studie aus dem Herbst 2022 fehlen allein in diesem Jahr rund 5.400 Kitaplätze in Bremen. Insbesondere in der Betreuung der Kinder unter drei Jahren fehlt es an ausreichend Personal, um städtische Krippenplätze bedarfsgerecht aufzustocken. In Wohngebieten, die der Mangel besonders betrifft, wirbt darum jetzt eine Kampagne der Bremer Senatorin für Kinder und Bildung für die kostenfreie Qualifikation zur Tagespflegeperson und die Betreuung von Kindern in den eigenen vier Wänden.
25 Kinder hat Jennifer Lange seit Beginn ihrer Tätigkeit betreut – und lieb gewonnen. Zum Teil bestehen die Kontakte sogar zu den Kindern und Familien der Anfangszeit bis heute. Neben dem Zusammensein mit den Kids schwärmt Frau Lange von den Arbeitszeiten – ideal für junge Familien: „Die Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden eine Kindertagesbetreuung anzubieten, war für uns als Familie einfach optimal. So konnte ich wieder Geld verdienen und war zugleich zu einhundert Prozent auch für meine Familie da.“
Der nächste Punkt auf der Tagesordnung: das Mittagessen – das kocht Jennifer Lange jeden Tag frisch und lässt sich dabei gerne von den Gewohnheiten und Wünschen der Familien inspirieren. Nach dem Essen geht es zum Zähneputzen ins kleine Familienbad. Fürs Mittagsschläfchen reihen sich im Wohnzimmer fünf sogenannte Schlafkörbchen aneinander, die die Familie bei Nichtgebrauch in einer Ecke stapelt. Zum Schlafen wird das Licht gedimmt und sich zu leiser Musik in die Körbchen gekuschelt.
WAS DIE NACHBARN ZU DEM TRUBEL SAGEN?
„So richtig beschwert hat sich im Haus noch niemand“, erzählt Jennifer Lange. „Die Kinder wissen, dass sie im Treppenhaus nicht absichtlich Lärm machen sollen und aus der Wohnung bekommt höchstens die Nachbarin von Gegenüber mal etwas mit. Ich empfehle aber, die direkte Nachbarschaft zu informieren, bevor man als Tagesmutter oder -vater startet. Dann können auch Wünsche zu Ruhezeiten abgesprochen werden, wenn ein Nachbar zum Beispiel im Nachtdienst arbeitet.“
SEIT 15 JAHREN „TAGESMUTTER“
Nach dem Abholen um 15 Uhr ist Feierabend, dann joggt Jennifer Lange am nahe gelegenen Werdersee, freut sich auf den Dienstschluss ihres Mannes und Unternehmungen mit den gemeinsamen Kindern.
Nebenbei bildet sie sich weiter, besucht die PiB-Austauschgruppen und Seminare und empfängt ihre Fachberaterin zum Hausbesuch. Jennifer Lange: „Seit 15 Jahren entscheide ich mich immer wieder und ganz bewusst aufs Neue, den Job weiterzumachen. Dabei bin ich mir meiner Verantwortung bewusst, denn jedes Kind verdient eine zugewandte, liebevolle, aber auch pädagogisch versierte Betreuung. Das ist nicht immer leicht, aber für mich die schönste Aufgabe, die ich mir vorstellen kann.“
Die Möglichkeit, in den eigenen vier Wänden eine Kindertagesbetreuung anzubieten, war für uns als Familie einfach optimal. So konnte ich wieder Geld verdienen und war zugleich zu einhundert Prozent auch für meine Familie da.
Hintergrund: Was ist Kindertagespflege?
In der Kindertagespflege kümmert sich eine qualifizierte, selbstständig tätige Kindertagespflegeperson (auch „Tagesmutter“, „Tagesvater“) um bis zu fünf Kinder unter drei Jahren – alternativ zur Krippe. Die Betreuung findet in der Regel in den eigenen vier Wänden der Tagespflegeperson statt. Die Kinder sind während dieser Zeit durch die Unfallkasse versichert.
Die Tagespflege bietet Kindern eine familiennahe Betreuung. Im Gegensatz zur Krippe wird die Kindertagespflegeperson von den Erziehenden ausgewählt. Der familiäre Rahmen in der Kleinstgruppe bietet Raum für individuelle Absprachen, die Eltern und Tagespflegepersonen in einem privatrechtlichen Betreuungsvertrag festhalten. Dieser beinhaltet das pädagogische Konzept, Rituale und Abläufe, Essenswünsche, Anliegen, die das Kind betreffen, sowie Regelungen bei Krankheit und an Schließtagen.
Die Betreuungsplätze in der Kindertagespflege werden über das Kita-Portal des Landes Bremen vergeben:
https://kitaportal.bremen.de/de/
Zudem bietet das PiB ein Infotelefon Kindertagespflege unter:
0421 958 820 777
Kindertagespflegeperson werden – so geht’s:
Tagespflegepersonen in Bremen arbeiten mit einer Pflegeerlaubnis der Bremer Bildungsbehörde, begleitet durch den Fachdienst PiB. Die Qualifizierung umfasst 388 Schulungsstunden und ist für Bremerinnen und Bremer kostenfrei.
Voraussetzungen:
– Volljährigkeit
– Soziale Kompetenzen
– Erfahrung im Umgang mit Kindern
– Erweitertes polizeiliches Führungszeugnis aller im Haushalt lebenden Personen ab 14 Jahren
– Aktuelles Gesundheitszeugnis
– Hauptschulabschluss oder ein vergleichbarer Nachweis
– Ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache
Die Anzahl der betreuten Kinder richtet sich nach den zur Verfügung stehenden Quadratmetern. Räumlichkeiten und Ausstattung werden darum zunächst von den Fachberatenden des PiB begutachtet.
Die Vergütung richtet sich nach der Zahl der betreuten Kinder und dem Umfang der Betreuung und ist angelehnt an den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes. Dieser beinhaltet zudem 20 bezahlte Urlaubstage sowie 15 bezahlte Krankheitstage.
Die Pflegeerlaubnis wird regelmäßig erneuert. Hierzu bietet das PiB-Bildungszentrum Austauschgruppen, Seminare und Fortbildungen an, die zur Qualitätssicherung beitragen und für die Kindertagespflegepersonen verpflichtend sind.
Seit 2023 können geschulte Tagespflegepersonen alternativ auch festangestellt, z. B. als Zweitkraft in einer Bremer Kita, arbeiten.
Weitere Informationen und Schulungstermine finden Sie unter:
www.pib-bremen.de