Sag mal Annette, Winterschlaf und Winterruhe – wo liegt da der Unterschied?
ANNETTE: Winterschlaf halten Igel, Fledermaus und Murmeltier. Sie können ihre eigene Körpertemperatur stark senken. Igel atmen zum Beispiel statt 50 Mal pro Minute nur noch ein- bis zweimal, das Herz schlägt statt 200 gerade noch fünf Mal pro Minute. Winterruhe halten Braunbär, Dachs und Eichhörnchen. Die senken ihre Körpertemperatur nicht so stark, wachen häufiger auf und suchen nach Nahrung. Eichhörnchen verstecken im Herbst Nüsse an verschiedenen Orten und gehen auf Suche, wenn sie zwischendurch aufwachen.
Mir tut es leid, wenn den Tieren kalt ist, kann ich dem Igel eine Heizlampe hinstellen?
ANNETTE: Der Igel braucht Kälte, damit er im Winterschlaf nicht aufwacht. Wenn Du ihm eine Heizlampe hinstellst, wird er wach und verbraucht ganz viel Energie. Da er aber im Winter nichts zu essen findet, kann er durchs Aufwachen sterben! Besser dem Igel seine natürlichen Rückzugsorte wie Laubhaufen lassen und: „Bitte nicht stören“.
Und was machen die Tiere, die nicht schlafen oder ruhen?
ANNETTE: Singvögel suchen den ganzen Tag nach Futter. Nachts ruhen sie dann zusammengekuschelt im Winternest. Einige Vögel ziehen in den Süden, wo es wärmer ist. Der Fuchs ist auch über Winter aktiv auf Mäusefang.
Schlafen Pflanzen auch?
ANNETTE: Ja, kann man schon sagen. So speichern zum Beispiel Narzissen oder Schneeglöckchen Energie in der Zwiebel. Im Frühjahr wachen die Pflanzen wieder auf und fangen an zu blühen. Auch die Bäume halten eine Art Winterschlaf: Im Herbst werfen sie die Blätter ab, über die sonst viel Energie verloren gehen würde bei Kälte. Die Rinde der Bäume isoliert auch – wie bei uns eine Winterjacke.
Woher wissen die Pflanzen, wann es Zeit ist, aufzuwachen?
ANNETTE: Sobald die Tage im Frühling länger werden und es wärmer wird, erwachen die Bäume und Pflanzen wieder. Die ersten Sonnenstrahlen bringen die Bäume und Pflanzen dazu, auszutreiben sowie Blätter und Blüten zu bilden.
Bitte nicht wecken!
Annette Siegert (41) ist Geowissenschaftlerin und beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) für die Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen zuständig.