»Das ist doch noch gut!«

Wir leben in einer Zeit des Überflusses und mit dem Prädikat der sogenannten Wegwerf-Gesellschaft. Dabei lohnt sich beispielsweise das Reparieren der Schuhe und defekter elektrischer Marken-Gegenstände, auch wenn der neue No-Name-Toaster schon für 10 Euro zu haben ist. Dieser und die billigen Kunststoff-Treter halten unter Umständen nur kurze Zeit und haben in Wirklichkeit durch Produktion in Fernost, Billiglohnarbeit und lange Transportwege einen bedenklich hohen Preis. Dass für diese verschwenderische Lebensweise kommende Generationen teuer bezahlen müssen, bewegt mehr Menschen zum Umdenken und Handeln.

Repair-Cafés und Tauschbörsen sowie Secondhandläden gibt es beinahe in allen Stadtteilen und auch die „Gutes von Gestern“- Bäckereien sind beliebt. Stichwort Lebensmittel: Nach Schätzungen der WHO werden 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel pro Jahr weggeworfen. Zu den Hauptfaktoren zählen neben „optischen Macken“ an der Ware oder den Verpackungen sowie abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdaten auch die Gastronomie, man denke nur an die Überfluss-Buffets in Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen.

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Too Good To Go: Lebensmittel per App retten
An immer mehr Ladentüren ist ein neues türkisfarbenes Zeichen zu sehen: TooGoodToGo (zu schade zum Wegwerfen). Hier bieten die Ladenbesitzer Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, oder Obst und Gemüse-Frischware, die schnell verzehrt werden muss, zu einem Bruchteil des Preises an. Mittels einer App auf dem Smartphone können die Lebensmittel-Retter:innen sehen, wer was wo und wann anbietet. Meist handelt es sich dabei um eine „Wundertüte“. Es ist eine Überraschung, was drin ist. Diese lässt sich dann per Klick reservieren und direkt bezahlen. Die Abholung muss zur vereinbarten Zeit erfolgen.

15 Kilo Bananen oder eine ganze Torte von Knigge
Beim Testen des Angebots hat das GEWOBA Magazin verschiedene Wundertüten in Bremen und Bremerhaven unter die Lupe genommen.

Das Gewoba Magazin hat getestet:
Die Obst- und Gemüse-Tüte
Bei Edeka Jastrebow in der Vahr Nord ist unsere Tüte prall gefüllt. Der Inhalt: Eine Packung Champignons, zwei Äpfel, eine Banane, ein Bund Radieschen, eine Packung Aprikosen, ein Salatkopf, zwei Zitronen und ein Bund Weintrauben. Der Preis: 3 Euro.
Fazit: Ausgewogener Mix in sehr gutem Zustand. Der Wert: rund 9 Euro.

Snacks bei Nordsee
Wer zum Feierabend Lust auf Fisch hat, kann sich ab 2,90 Euro drei Snacks wie Backfisch-Baguette oder Lachs-Wrap aussuchen, die vom Tagesangebot übrig sind. Es sind auch Hauptgerichte für 3,50 dabei.
Fazit: Super-Schnäppchen

Café Knigge
Hier dürfen wir zum Preis von 4,50 Euro wählen: „Möchten Sie eine kleine Kapuziner-Torte oder eine Auswahl verschiedenen Tortenstücken?“ Wir nehmen die Torten-Vielfalt und freuen uns über 5 große Stücke herrlicher Sahnetorten.
Fazit: Für Leckermäulchen, die gerne spontan die Nachbarin zum Kaffee einladen wollen.

Bäckerei Trage (z. B. in der Neustadt)
Auch hier gilt: Such dir was Schönes aus! Für 3 Euro Einsatz dürfen wir ab 17:30 Uhr aus der gesamten Auslage wählen. „Sie können sich etwas im Wert von 9 Euro zusammenstellen“, sagt die freundliche Dame am Tresen. In der Tüte landen ein Vollkornbrot, zwei Laugenbrötchen, zwei Franzbrötchen und noch ein halbes Dinkelbrot.
Fazit: Reichlich, gut und günstig.

Magic Bag von Gorillas Findorff
Auch hier gibt es viel und Gutes für den Preis von 4 Euro. Das eingeschweißte Fischfilet ist noch zwei Tage haltbar, Butter und Käse haben Bio-Qualität und der Beutel Kartoffeln erweist sich als Gourmet-Ware. Weiter kommen Putenbrust und Heringssalat zum Vorschein sowie eine Stange Lauch und ein Schälchen Erdbeeren.
Fazit: Diese Wundertüte ist zurecht begehrt und immer schnell vergriffen.

Magic Bags bieten gute Ware zum kleinen Preis – mal mehr und mal auch weniger.
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Was gibt es noch im Angebot?
Beim Großmarkt sind schon mal 15 Kilo Bananen für 6 Euro abzuholen. In einigen Restaurants oder Hotels werden einwandfreie Speisen vom Buffet oder Tagesangebot eingepackt und liefern das Frühstück oder Mittagessen des Folgetages für zwei oder mehr Personen. Bio-Supermärkte sind dabei, genauso wie Kaffee-Bars, Bäckereien und Delikatessen-Geschäfte.

Ist es zu empfehlen?
TooGoodToGo macht vor allem Spaß und verleitet dank überraschender Inhalte dazu, Gerichte zu zaubern, die sonst nicht auf dem Teller gelandet wären. Sicher rettet diese App nicht die Welt, aber es ist eine schöne Sache, um kleinen oder auch größeren Läden das Wegwerfen meist tadelloser Ware zu ersparen und dabei das eine oder andere Schnäppchen zu machen.