Eine Bühne fürs Leben

Für brisante Themen eine kreative Bühnensprache finden, dafür ist das Bremer Jugendensemble The Next Generation bekannt. Wir haben die jungen Darsteller beim Proben im Bürgerzentrum Vahr besucht.

Es ist Montagabend, draußen ist noch Spätsommerwetter, aber rund zehn Jugendliche diskutieren wild im Saal des Bürgerzentrums Vahr. Die Proben für das neue Stück „Hotel Teilzeithelden“ laufen. Hitler, Erdogan und Trump treffen sich darin in der Hölle, doch nicht in altbekannter Form: Hitler ist schwarz, Erdogan ein Deutscher und Trump eine Frau. In der Hölle fallen sie ihrer eigenen Politik zum Opfer. Noch steht das collagenartige Stück nicht in Gänze. Bei jeder Probe kommen neue Szenen dazu. Die 67 The-Next-Generation-Darsteller im Alter zwischen 14 und 21 Jahren schreiben sie selbst. „Hast du Lust auf Politik oder Liebe?“, fragt Tom Pichelmann eine neue Teilnehmerin. Er ist einer von fünf professionellen Trainern und kam selbst vor fünf Jahren zur Gruppe. Noch ist die Romeo-und-Julia-Szene, die nach orientalischer Art sehr theatralisch gemimt werden soll, unbesetzt. Auch das gehört zu The Next Generation: Fast bei jeder Probe erscheinen neue Interessenten. Die Gruppe wächst stetig, ist bunt und interkulturell – jeder findet seinen Platz. Genauso vielfältig wie die Darsteller sind die Aufführungen: Tanz, Schauspiel und Gesang vermischen sich auf der Bühne.

Mensch ist Mensch

„Wir sind ein soziales Theaterteam, das für alle offen ist und aktuelle Themen provokant anspricht“, erklärt Emily das Prinzip von The Next Generation. Die 18-Jährige ist seit drei Jahren dabei. Für Usama bedeutet es Freiheit. Seit vier Wochen kommt er zu den Proben. Sein Akzent verrät, dass er noch nicht lange in Deutschland lebt. Doch in Syrien, seinem Heimatland, stand er auch schon auf der Bühne. In der Bremer Gruppe fand er die kreative Atmosphäre wieder, die wohl hinter jeder Theaterbühne der Welt herrscht, wenn ein Stück im Entstehen ist. Tom ist vor allem das Motto wichtig: „Mensch ist Mensch – wir sind eine Gruppe für alle.“

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Die Jugendlichen haben Interviews geführt, um herauszufinden, was denMenschen in der Vahr besonders gut gefällt und was zur Vahr gehört. Das haben sie in dem Tanzstück verarbeitet.

Saher Khanaqa-Kükelhahn, Projektleiterin

Zwei Stücke brüten die Jugendlichen normalerweise pro Jahr aus. 2017 war es eines mehr. Von den monatelangen Feierlichkeiten zum 60. Bestehen der Vahr hat sich die Gruppe um Projektleiterin Saher Khanaqa-Kükelhahn anstecken lassen. Ein besonderes Geschenk präsentierten sie beim großen Sommerfest im August. „Home sweet Home“ hieß der kurze Stimmungsmacher, in dem sich Treppenhausanekdoten und vahrtypische Besonderheiten wiederfanden. „Die Jugendlichen haben Interviews geführt, um herauszufinden, was den Menschen in der Vahr besonders gut gefällt und was zur Vahr gehört. Das haben sie in dem Tanzstück verarbeitet“, erzählt Khanaqa-Kükelhahn, die The Next Generation 2009 ins Leben rief. Ihr Ziel war und ist es, Begegnungen zu ermöglichen, schichtenübergreifend. „Wir holen aus den Jugendlichen das heraus, was sie am besten können.“ Neben Vahrern und anderen Bremern bereichern 13 Nationalitäten das Ensemble. Eine gute Sache, findet auch die GEWOBA. Sie unterstützt das derzeitige Projekt für drei Jahre mit einer Gesamtsumme von 25.000 Euro.

Bis zu 67 Jugendliche gehören derzeit zur Next Generation.